Man kann ja nur noch hoffen, dass der Hype um Social-Media bald ein Ende hat. Nicht weil Social-Media Marketing keine Zukunft hätte oder nicht effektiv wäre, sondern weil er oft zu blindem Aktionismus führt! Gerade Agenturen – in unserem Fall Event-Agenturen – stehen da vor einem großen Problem: Social-Media ist zu neu um auf wirkliche Erfahrungswerte zurückzugreifen – gleichzeitig ist die Nachfrage auf Kundenseite da und fordert qualifizierte Beratung.
Wie gehen Event-Agenturen mit dieser schwierigen Situation um? Christoph Kirst, Geschäftsführer der Agentur für Live-Kommunikation insglück, die für ihre kreativen Ideen & Konzepte bekannt ist, gibt Antworten aus Sicht der Event-Agenturen.
eveos im Interview mit Christoph Kirst von insglück
Katharina Falkowski: Social-Media ist aktuell und überall in aller Munde. Aber wo und wann macht es wirklich Sinn Social-Media in der Live-Kommunikation einzusetzen und wo womöglich nicht? Was raten Sie Ihren Kunden?
Christoph Kirst: Der Hype und das Interesse an Social-Media ist da. Keine Frage. Social Media ist nicht nur in aller Munde, es zählt auch zunehmend Einzug in die begleitende Kommunikation von Veranstaltungen, oder wird substantieller Bestandteil von Konzepten. Manchmal ist der Einsatz sinnvoll, manchmal ist es aber auch einfach nur eine Modeerscheinung, die nichts bringt.
Wir wägen dabei für unsere Kunden immer sorgfältig ab, ob es für die Zielgruppe passt oder nicht. Eine bestimmte Manager-Generation werden sie z.B. nicht mehr wesentlich dafür interessieren können, aktiv auf Facebook zu sein. Da muss sich ein Veranstalter dann nicht wundern, dass eine euphorisch eingerichtete Gruppe kaum Zuspruch erfährt.
Bei Zielgruppen, die sich ohnehin dort tummeln, insbesondere im Consumer-Bereich wird es in naher Zukunft ein Muss sein, in den Social-Media präsent zu sein. Die meisten Marken wissen das, haben es längst entdeckt und suchen mit uns Agenturen nach spannenden Lösungen.
Was die Mechanismen und Gesetze angeht, ist Social-Media eigentlich für alle – Kunden und Agenturen – noch ziemliches Neuland. Die meisten unterschätzen, dass es nicht einfach nur ein neuer Kanal ist, der sich für Ihre Kommunikation öffnet, sondern sehr stark durch Dialog und mehrkanalige Kommunikation geprägt ist. Manchmal eben auch unberechenbar mit einem hohen Maß an Eigendynamik, mit der man erst lernen muss, klug umzugehen. Entsprechende Vorsicht und Realismus ist geboten.
K.F.: Sie sagten gerade, dass Social Media für alle noch ziemliches Neuland ist. Da fehlt es natürlich auch an Fachkräften, die Erfahrung haben und Kunden beraten können. Wie gehen Sie mit diesem Fachkräftemangel um?
C.K.: Zum einen müssen alle, die im Marketing arbeiten, egal ob auf Kunden oder Agenturseite, sich das neue Handwerkszeug erarbeiten. Das tun wir z.B., in dem wir versuchen, uns ständig über die neuesten Trends und Entwicklungen upzudaten. Zum anderen haben wir gezielt junge Leute in die Agentur geholt, die zur Generation „digital natives“ gehören und erweitern unser Netzwerk in diese Richtung. Eine unserer Konzeptionerinnen hat sich mittlerweile quasi zur „Social-Media-Beauftragten“ gemausert. Sie beschäftigt sich permanent damit, entwickelt bei Konzepten die Internet-Maßnahmen und sorgt damit auch für optimierte Beratungsqualität von unserer Seite, von der unsere Kunden profitieren.
K.F.: Insglück ist kürzlich zur zweit-kreativsten Event-Agentur 2009 gewählt worden. Erst mal herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle! Hatte Social Media bzw. neue Medien allgemein Ihrer Meinung nach eine Bedeutung dabei? Wird es künftig bei der Bewertung von Kreativität bei Events einen zentralen Stellenwert einnehmen?
C.K.: Danke für die Blumen. Wir sind ja jetzt seit 2008 mit der Eröffnung der CeBIT betreut. Nicht nur da spielt die Auseinandersetzung mit neue Medien eine zentrale Rolle in unserer Arbeit. Das Besondere an unserer Agentur ist ja – neben der klaren Kreativausrichtung – das wir auch selbst produzieren. Insbesondere unsere Medien. Für die CeBiT 2010 haben wir z.B. eigens einen 3D-Film produziert, der zentraler Bestandteil des Programms war. Dabei waren wir wohl die ersten, die einen Flashmob, an dem wir mitbeteiligt waren, in 3-D gefilmt haben.
Aufgrund unsere medialen und grafischen Kompetenz haben uns jüngst Kunden sogar mit ihrem Internetauftritt betreut.
Außerdem haben wir eine ausgesprochene Expertise, Live-Performance mit medialen Elementen zu verschränken, wie etwa im Arcor Messeauftritt 2008. Im Grunde stand damals schon die Idee dahinter, die Prozesse und Mechanismen, die wir tagtäglich im Umgang mit den neuen Medien erleben, in eine Form zu bringen, die sich in einer Live-Kommunikations-Maßnahme erleben lässt. Die Akteure der Arcor-Show wechselten zwischen ihrem Live-Dasein auf der Bühne und dem virtuellen/medialen Raum scheinbar mühelos hin und her, wie die Spieler eines Online-Rollenspiels, oder Charaktere in Second Life. Für uns Macher eine riesen Anstrengung, aber zum Miterleben sensationell.
Moderne Live-Kommunikation ohne starken medialen Anteil ist mittlerweile eigentlich undenkbar, zumal es zunehmend darum geht, Inhalte und Botschaften zielgenau und emotional zu transportieren, interaktiv mit den Teilnehmern einer Veranstaltung zu kommunizieren. Weniger um sinnfreie Showeffekte.
Vielen Dank für das Interview!
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