Der Personalmangel wird 2022 auch in der Live-Kommunikation akut. Schon jetzt berichten KonzertveranstalterInnen und Agenturen, dass sogar bereits geplante Events vielleicht abgesagt werden müssen. Es ist schlicht kein Personal vorhanden – oder zu finden. Die immer schwierigere Personalsuche ist kein neues, sondern ein bekanntes Problem, das aber bislang nur halbherzig angegangen wurde. Jetzt ist es höchste Zeit, wirklich etwas zu ändern!
Ein kürzlicher LinkedIn Post bringt es auf den Punkt: „Agenturen, unser Nachwuchs hat ein großes Problem mit uns! […] immer noch sind Obstkörbe, geringe Gehälter, wenig Urlaub, viele Überstunden, Schwierigkeiten mit Homeoffice, hierarchisches Verhalten ohne Rückgrat den Mitarbeiter:innen gegenüber, jede:r Kunde:in ist König:in bis hin zu Sexismus, Gender Pay Gap, Gender Care Gap und viele große Themen mehr die Realität […].“ Zustände und Probleme, die schon länger bestehen und nicht nur den Nachwuchs stören. Aber bisher hat es vielerorts doch noch irgendwie funktioniert. Die Pandemie hat zu weiteren Abwanderungen geführt – und jetzt ist es für fast alle akut.
Einige Agenturen und Firmen haben die Notwendigkeit eines Wandels zwischenzeitlich erkannt und tatsächlich (erste) Maßnahmen initiiert. Die sind in der jetztigen Situation zumindest im Vorteil. Für die anderen heißt es nach den vielen Lippenbekenntnissen sich dem Thema nun ernsthaft und langfristig zu widmen. Agenturen sollten schnellstens interne Strukturen und Probleme analysieren und sie im Sinne eines arbeitnehmerfreundlichen Umfelds umgestalten. Eine große Aufgabe, vor allem, wenn die Geschäftsführung immer noch nicht an New Work, demokratische Firmenstrukturen, selbstorganisierte Teams oder Jobsharing glaubt.
Weiterführende Links und Infos:
» Was ist New Work, haufe Akademie
» Megatrend New Work, Zukunftsinstitut
» Change Management, Avantgarde Experts
Doch der Personalmangel ist bei vielen dringlich und MitarbeiterInnen werden jetzt benötigt. Was kann man jetzt tun, um die Chancen neue MitarbeiterInnen zu erreichen, zu erhöhen? Natürlich abgesehen von einem langfristigen Wandel oder klassischen Stellenanzeigen. Hier sind einige Anregungen, Beispiele und Ideen, die euch vielleicht auch zu weiteren Ansätzen inspirieren.
Gezielte Job-Infos an unerwarteten Orten
Natürlich kann man mit besonders kreativen und außergewöhnlichen Recruiting-Kampagnen viele Menschen erreichen. Aber auch dafür haben nicht alle die Zeit, das Personal oder nach der Pandemie das Budget. Daher lohnt sich vielleicht ein anderer Ansatz: Stellenanzeigen an unerwarteten Orten. Hierbei kann man ganz gezielt neues Personal erreichen und den Überraschungs-Effekt ausnutzen. Sie sind eine gute Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und eventuell auch QuereinsteigerInnen in anderen Branchen anzusprechen.
Ein cleveres, wenn auch nicht ganz feines Beispiel dafür liefert uns Volkswagen. Auf der Suche nach qualifizierten neuen MechanikerInnen wurden beschädigte Fahrzeuge in Kfz-Werkstätte gebracht. Der Überraschungseffekt: Auf dem Unterboden der Fahrzeuge versteckte sich eine gezielt platzierte Stellenanzeige, die man natürlich erst sehen konnte, wenn man sich als MechanikerIn an die Arbeit machte.
Ikea hat Stellenanzeigen wiederum – im typischen Design der Bauanleitungen – in ihren Möbel-Paketen versteckt. Ist nicht außergewöhnlich kreativ, aber wenn man eine solche einfache und günstige Möglichkeit hat und es zur ausgeschriebenen Stelle passt – perfekt!
Auch nicht ganz neu, aber effektvoll, ist der Ansatz im Umfeld von Veranstaltungen wie Awards oder Konferenzen ein starkes und gutes W-Lan anzubieten. Entweder kann man bereits im Titel des W-Lans eine Nachricht hinterlassen oder aber NutzerInnen zunächst auf eine Landingpage mit Infos und Stellenanzeigen schicken.
Kurzum, wo halten sich Menschen auf, die potentielle MitarbeiterInnen sein könnten? Und wie könnt ihr sie dort gezielt und einfach erreichen?
Networking-Events & Wettbewerbe für eine ungezwungene Personalsuche
Für unsere Branche eigentlich absolut naheliegend. Aber allzu oft und vor allem regelmäßig sieht man Recruiting-orientiernte Veranstaltungen trotzdem nicht. Klar, der Aufwand ist nicht zu unterschätzen, aber gut gemacht und sympathisch können sie dafür umso mehr bringen.
Ein Beispiel kommt von Lego. Die Marke und das Produkt sind Kult und verfügen natürlich über einen idealen Ausgangspunkt für spielerische Erlebnisse. Neben reinen Marketing-Aktionen gibt es darunter aber auch gezielte Recruiting Ansätze. Zum Beispiel veranstalten sie Brick Factor-Wettbewerbe. Dabei werden ModellbauerInnen gesucht, die als BotschafterInnen des Unternehmens fungieren, neue Designs entwerfen und natürlich auch Interesse für die Arbeit bei dem Unternehmen wecken.
Sipgate veranstaltet wiederum regelmäßig unterschiedliche, kleinere Events – oft im eigenen Haus. Konzerte, Ausstellungen oder Vorträge mit anschließendem Networking oder einer Führung durch die Büros. In der hauseigenen Kantine (mit leckerem und gesunden Essen) kann man sich auch jederzeit für ein gemeinsames Essen und Kennenlernen anmelden. Die Firma ist generell ein sehr gutes Vorbild in Bezug auf Firmenkultur und Recruiting!
Im Kontext von Events muss man leider auch feststellen, dass eine größere und inhaltlich richtig gute Veranstaltung oder Konferenz, die für die Gestaltung von Erlebnissen begeistert, unserer Branche eindeutig fehlt! Wer also die Ambitionen hat, wir unterstützen euch sehr gerne!
Weitere, kleinere Maßnahmen für die Gewinnung neuer MitarbeiterInnen
Große Kampagnen oder Events sind etwas aufwändiger. Doch auch schon kleinere Maßnahmen können etwas bewirken!
- Überarbeitet und optimiert eure Website: Platziert Jobausschreibungen möglichst prominent. Informiert ausführlich mit transparenten, ehrlichen und sympathischen Einblicken. Zeigt Fotos von euren Büros und MitarbeiterInnen. Verfasst ein FAQ für mögliche BewerberInnen. Vermittelt bei allen Inhalten eurer Website, dass eure MitarbeiterInnen im Mittelpunkt stehen und euch am Herz liegen. Und so weiter. Das Wichtigste: Das alles muss natürlich wirklich stimmen und ehrlich sein!
- Besetzt wenn möglich eine Person, die sich nur um das Recruting und eure Unternehmenskultur kümmert. Das ist ein wichtiges Thema, viel Arbeit und sollte nicht nebenher gemacht werden!
- Sammelt regelmäßig authentische Testimonials unter euren MitarbeiterInnen – als Videos, Podcasts, Blogartikel oder bei Instagram. Aber bitte keine glatt gebügelten „Bei uns ist alles toll“-Inhalte! Seid ehrlich, informatitv und mutig und sprecht z.B. auch mal darüber, was nicht so toll ist und was ihr noch verbessern möchtet.
- Berichtet öffentlich und transparent über eure Pläne und Erfahrungen rund um den Veränderungsprozess eurer Unternehmenskultur.
- Bietet einen Job-Alert an, sprich eine Art Newsletter sobald eine neue Stelle ausgeschrieben wird. Dort könnt ihr auch regelmäßig über Interna berichten, die potentielle neue Mitarbeitende interessierten könnten.
- Bietet Möglichkeiten und Gelegenheiten euch jederzeit kennenzulernen, wie z.B. regelmäßige kleine Führungen, Meetups oder digitale “Ask Me Anything”-Sessions. Seid offen und gebt Auskünfte in euren Social Media Kanälen.
- Engagiert euch bei anderen relevanten Veranstaltungen, in Universitäten oder Aus- und Weiterbildungsstätten.
- Überlegt, ob ein Empfehlungs-Programm für eure MitarbeiterInnen sinnvoll ist.
- Optimiert euer SEO gezielt für das Thema Jobsuche.
Natürlich könnt ihr auch gerne bei uns einen „Sponsored Job“ schalten 🙂- eine Stellenanzeigen in Kombination mit Employer Branding. Hier findest du ein Beispiel.
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