Employer Branding, Generation Y, War for Talents – drei Begriffe, die sich um ein Problem vieler Agenturen und Unternehmen drehen: den Mangel an Nachwuchs und gut ausgebildeten Mitarbeitern verbunden mit neuen Karrierevorstellungen.
Eine neue Situation für die bis vor ein paar Jahren imageverwöhnte Agenturlandschaft, die sich laut Raphael Paschke, Personalleiter bei Kolle Rebbe, bis heute zu sehr auf ihre Strahlkraft verlässt.
Kolle Rebbe geht das Thema daher aktiv an und ist in diesem Zusammenhang kürzlich mit einer sympathischen Aktion zur Mitarbeiter- und Nachwuchsgewinnung aufgefallen: Ad&Breakfast. Nachwuchs-Werber konnten bei ausgewählten Kolle Rebbe Mitarbeitern während des ADC Festivals übernachten.
Wenn eine Agentur so aktiv – und meiner Meinung nach auch gut – um Mitarbeiter wirbt, bietet es sich doch an, dort mal auf den Zahn zu fühlen. Machen sie etwas anders oder verstehen sie die junge und kreative Mitarbeitergeneration besser? Wir haben Personalleiter Raphael Paschke von der Agentur Kolle Rebbe zum Interview gebeten – und erfreulicherweise bringt er einige sehr wichtige und ausschlaggebende Punkte zur Sprache!
Interview mit Raphael Paschke, Personalleiter bei Kolle Rebbe
Wie gut funktionieren solche einzelnen Aktionen wie Ad&Breakfast? Sind die wirklichen internen und dauerhaften Mitarbeiteranreize nicht vielleicht wichtiger?
Raphael Paschke: Aktionen wie Ad&Breakfast sind wichtig, um auf sich aufmerksam zu machen. Ein gewisser PR-Effekt ist auf jeden Fall erwünscht. Aber es stimmt auch, dass dies nicht viel bringen würde, wenn evtl. dadurch angeworbene Talente schnell wieder kündigen würden.
Und was macht ihr, um die Mitarbeiter auch zu halten?
R.P.: Eben deshalb legen wir viel Wert auf Faktoren wie Unternehmenskultur und Perspektiven. Und wir schaffen auch gezielt Anreize. So schicken wir z.B. im Herbst ein Kreativ-Team nach New York. Am Ende möchten wir Mitarbeiter, die nicht nur die Anforderungen erfüllen, sondern im Optimalfall von Ihren Aufgaben erfüllt sind.
Als Agentur versuchen wir, unseren Mitarbeitern möglichst große Gestaltungsspielräume zu schaffen, in denen sie ihre Talente und ihre Kreativität entfalten können. Außerdem investieren wir viel in individuelle Förderung und Weiterbildung.
Wenn ihnen für ihre Arbeit dann noch die entsprechende Wertschätzung entgegen gebracht wird, motiviert das ungemein. Das Management und die Führungskräfte müssen das aber im Tagesgeschäft vorleben und so eine Unternehmenskultur entwickeln, in der Fairness, Respekt und Anerkennung die Basis bilden.
Die Agenturlandschaft äußert derzeit häufig Probleme aufgrund des Mangels an qualifiziertem Nachwuchs und Mitarbeitern. Wie erklärt ihr euch den Mangel bzw. das Problem?
R.P.: Früher lebte die Werbebranche von einem Image, das gutes Geld, Fotoshootings unter Palmen und dazu Champagner versprach. Das ist natürlich ein Klischee, aber trotzdem war Werbung immer ein Gegenentwurf zu einer durchgeplanten Karriere im Großunternehmen mit grauem Anzug, vielen Konventionen und weniger Freiheiten.
Heute ist das anders. Wer in kreativer Atmosphäre arbeiten möchte, startet seltener in Agenturen, sondern bei Google, Facebook oder Zalando. Auch dort gibt es in bunten Büros jede Menge Freiheit und gute Chancen, die Welt zu verändern. Das gilt besonders für alle Spezialisten aus der digitalen Welt.
Manche Arbeitgeber äußern auch Probleme mit der Einstellung der sogenannten Generation Y. Man bemängelt, dass zum Teil die Leistungsbereitschaft oder Bereitschaft Überstunden zu machen fehlt. Dass das Privatleben einen viel höheren Stellenwert hat und man sie nur schwer zufrieden stellen kann. Was sind da eure Erfahrungen?
R.P.: Dass das Privatleben einen höheren Stellenwert genießt, bedeutet nicht gleichzeitig, dass die Generation Y weniger leistungsbereit ist. Hartes Arbeiten ist für sie kein Problem, aber auch kein Selbstzweck. Freizeit, Ausgleich und Transparenz sind wichtig, Flexibilität ein Muss. Dem müssen wir uns als Branche stellen. Als Agentur versuchen wir, dies mit sehr individuellen Lösungen für unsere Mitarbeiter zu ermöglichen. Individualität und Flexibilität sind für Großunternehmen in der Regel schwerer zu realisieren.
Was empfindet ihr als größte Herausforderungen bzgl. der „neuen Mitarbeitervorstellungen“?
R.P.: Die Branche hat sich bis heute zu sehr auf ihre Strahlkraft verlassen und dabei übersehen, dass die Idole einiger jungen Kreativen eher Mark Zuckerberg und Sergey Brin heißen. Wir versuchen deshalb, stärker als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, der auch Aufgaben jenseits der Werbung bietet. Auch bei uns kann man unternehmerische Verantwortung übernehmen und sogar Produkte entwickeln.
Vielen Dank für das Interview!
Fotos: Kolle Rebbe
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