Eine gute und sinnvolle Interaktion unter Teilnehmenden eines Online-Events ist möglich. Jedoch entsteht ein guter Austausch nicht von alleine. Ein Stream mit ergänzendem Chat reichen selten aus. Wie bei analogen Events ist das Konzept der entscheidene Faktor. Dazu zählen ein intelligentes und abwechslungsreiches Meetingsdesign, relevante Inhalte und echtes Interesse aller Parteien. So die Praxiserfahrungen von Dr. Torsten Fremer, Geschäftsführender Gesellschafter bei Klubhaus.
In einem Interview im Eventdesign Jahrbuch 2021/22 spricht er über den Schwerpunkt Interaktion bei digitalen Events. Welche Erfahrungen hat er gemacht, was sind die größten Herausforderungen und wichtigsten Erfolgsfaktoren einer Online-Konferenz?
Interview aus dem Eventdesign Jahrbuch 21/22: Interaktion bei Online-Events
Bei digitalen Events kann man TeilnehmerInnen prinzipiell gut einbinden. Doch ist es wirklich so einfach?
Dr. Torsten Fremer: Wir haben digitale Partizipation bei großen Gruppen mit Tausenden TeilnehmerInnen bis hin zu Live-Schalten in intime Kleingruppen umgesetzt. Mein Tipp: die richtige Mischung aus anonymen und damit hierarchiefrei geführten Debatten und der Wechsel zur Face-to-face-Kleingruppe mit abschließender Themenverdichtung. Die Grundlagen sind ein methodisches Know-how und die Neugier der Kunden.
Neben dem intelligenten Meetingsdesign müssen auch relevante Themen identifiziert werden. Man merkt schließlich sofort, wenn es sich nur um „AlibiPartizipation“ handelt.
Aktuell haben wir auch sehr gute Erfahrungen mit Gamification gemacht. Dieses Feld scheint mir für digitale Interaktion eine ganz entscheidende Zukunftschance zu sein.
Herausfordernd ist, dass zunächst oft spezifische datenschutzrechtliche Themen im Wege stehen, die gelöst werden wollen. Das wird aber immer besser, weil das Verständnis dafür auf allen Seiten steigt.
Was Menschen zu Hause während digitaler Events tatsächlich tun, weiß man als VeranstalterIn nicht. Wie habt ihr dieses fehlende Feedback erlebt?
Dr. Torsten Fremer: Dank der großen Interaktionsfrequenz unserer Veranstaltungsdesigns und der vielen Möglichkeiten der digitalen Mitgestaltung war das für uns nur selten ein Problem.
Aber die Frage ist berechtigt: Gerade für VeranstalterInnen und ReferentInnen ist es enorm wichtig, dass man eine Reaktion des Publikums spürt. Deshalb konzipieren wir digitale Events nach Möglichkeit so, dass nie mehr als 15 bis 20 Minuten am Stück „gestreamt“ werden, ohne dass die Teilnehmenden aktiv ins Geschehen eingreifen können.
Neben Interaktion und Einbindung geht es auch wieder um Relevanz! Sind die Inhalte interessant und wichtig, bleiben auch alle dabei.
Was wird dir aus 2020/21 besonders in Erinnerung bleiben?
Dr. Torsten Fremer: Besonders in Erinnerung bleibt mir die herausragende Leistung unseres Teams. Gemeinsam haben wir es geschafft, innerhalb eines Jahres rund 80 digitale Veranstaltungen durchzuführen. Besonders interessant war, dass alle an einem ähnlichen Punkt gestartet sind. Die, die schon 20 Jahre dabei sind, hatten auf manchen Feldern plötzlich keinen Vorsprung mehr.
Erkenntnisreich war auch der Prozess, bei dem wir nach und nach gemerkt haben, welche neuen Möglichkeiten sich bieten, wenn man sich nicht nur darauf konzentriert zu bedauern, was gerade nicht geht. Eine Laborsituation, die viele Innovationen zutage gefördert hat. Man kann jetzt unkomplizierter, enger und persönlicher mit vielen MitarbeiterInnen in Kontakt treten. Und trotzdem wünschen wir uns natürlich andere Zeiten.
Und so bleibt die wichtigste Erkenntnis des zurückliegenden Jahres, dass einfach nichts das persönliche Zusammensein ersetzen kann.
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