Wie in vielen anderen Branchen werden Frauen auch in der Eventbranche oft unterschätzt. Sie müssen nicht selten mehr kämpfen, sich beweisen und einsetzen, um das Gleiche zu erreichen wie ein Mann. Besonders der Typus der „altherren Manager“, denen man auch in der Eventbranche nicht selten begegnet, lässt sich manchmal ungern etwas von einer (ggf. auch noch jungen) Frau sagen. Kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Keine gute, aber auch keine neue Erkenntnis. Jedoch ist es sehr erfreulich, wenn es mal ein Mann ist, der über dieses Thema schreibt!
Genauer gesagt ist es Chris Cuhls, der ein lesenswertes Plädoyer für mehr Gleichberechtigung und Selbstbewusstsein der Frauen veröffentlicht hat. Nicht zuletzt hat er sich auf Anregung von Priscilla Bucher selbst mal in die Haut einer Frau hineinversetzt.
Chris wagt ein Gedankenspiel
„…stell dir vor du wachst morgen auf. Du bist noch genau derselbe Chris, der du bist. Einzig dein Körper ist der einer Frau.“
Soweit, so gut. Ehrlich gesagt: Ein aufregender Gedanke. ? Warum nicht. Tolles Gedankenspiel. Dann der Haken:
„Du sitzt bei deinem Chef zum Jahresgespräch. Es geht um deine Lohnverhandlung.“
Mir dämmerte es sofort. Scheiße. Das Äußere verändert sofort alles. Einfach, weil ich im Körper einer Frau stecke, schlagen mir Vorurteile ins Gesicht. Ich werde nicht das gleiche Gehalt bekommen, was meinem Kollegen gewährt wird. Ich werde nicht die Anerkennung durch eine Beförderung erhalten, wie sie mein Kollege erhält.
Ein gutes Gedankenspiel, das sich jeder Mann mal durch den Kopf gehen lassen sollte!
Es ist mehr als nur der Körper, der bewertet wird
Alles in allem stimme ich Chris zu und bin selbst immer wieder entsetzt darüber, dass wir in den heutigen Zeiten mit solch albernen Äußerlichkeiten zu kämpfen haben. Doch, wie auch Chris feststellt, es ist nicht nur der Körper, der die Situation ändert. Es sind auch die häufig etwas defensiveren Verhaltensweisen einer Frau – auch wenn ich hierbei ungern alle Frauen oder auch Männer über einen Kamm schere.
Dahinter steht ein falsches Bild, das auch Männer einschränkt
Chris rät Frauen daher dazu, selbstbewusster, mutiger zu sein und weniger zu grübeln. Das ist bestimmt auch richtig. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass Frauen ihre vielleicht defensivere Art grundsätzlich ändern sollten, um auch mal eine Chance zu kriegen oder Männern zu beweisen, dass sie gleichwertig sind. Wenn Frauen grundlegende Verhaltensweisen, die ihrem Charakter am ehesten entsprechen, denen der Männern anpassen müssen, um etwas zu erreichen, ist das kein Schritt in die richtige Richtung. Gerade diese andere Herangehensweise ist oft eine Stärke und keine Schwäche!
Letztlich geht es dabei nicht nur um Mann vs. Frau, sondern auch um ein Menschenbild der Berufswelt, das von vielen verlangt sehr selbstüberzeugt, forsch und stark aufzutreten. Es gibt aber auch Männer, die das nicht können oder möchten. Das sagt nichts über ihre Kompetenz oder über ihr Selbstbewusstsein aus! Sie sind vielleicht einfach nur ruhiger, brauchen es nicht im Mittelpunkt zu stehen oder denken lieber etwas genauer nach, bevor sie handeln. Doch diesen Menschen werden oft berufliche Grenzen gesetzt. Dabei sind es meiner Erfahrung nach gerade die „Ruhigeren“, die sehr kompetent sind oder sich womöglich deutlich besser eignen, um Menschen zu führen und zu fördern. Susan Cain hat dieses Phänomen in einem sehr spannenden TED Vortrag und Buch gut veranschaulicht!
Was ich damit sagen möchte: Wenn wir es schaffen, dieses einseitige Menschenbild eines „erfolgreichen, dominanten Managers“ bzw. einer „erfolgreichen, dominanten Managerin“ aus unseren Köpfen zu kriegen, wir introvertierte sowie extrovertierte Frauen und Männer nach ihren Fähigkeiten und jeweiligen Stärken und nicht allein nach ihrem Auftreten zu beurteilen, wäre das auch ein großer Schritt für die Gleichberechtigung der Frauen! Das Ergebnis wäre eine Win-Win-Win Situation, um im Business-Umfeld zu bleiben. Dadurch würden sowohl Frauen als auch viele Männer und noch mehr Arbeitgeber/innen durch kompetente, bereichernde Mitarbeiter/innen und Führungspersönlichkeiten profitieren!
Ich sage daher, Frauen seid selbstbewusster, ja, aber auch in Bezug auf euren Charakter! Versucht nicht eure Verhaltensweisen zu verbiegen, damit jemand anderes – egal ob Mann oder Frau – euch anhand von beruflichen Klischees für kompetenter hält. Sucht eure individuellen, charakterlichen Stärken und steht dazu!
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