Am 1.Mai eröffnet die Expo 2015 in Mailand. Unter dem Motto „Feeding the Planet, Energy for Life“ stellen sich 148 teilnehmenden Nationen und Organisationen vor. 2015 präsentieren sie Ideen, Projekte und Ansätze für eine nachhaltigere Welternährung.
Der Deutsche Pavillon möchte unter dem Namen „Fields of Ideas“ nicht nur über deutsche Initiativen und Projekte aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft berichten. Das Konzept möchte auch aktiv zum Handeln
anregen, das Bewusstsein schärfen und Einstellungen ändern, wie man mit der Natur lebt und umgeht. Es soll ein Mitmach-Pavillon sein, wie Peter Redlin (Kreativdirektor bei Milla & Partner), Lennart Wiechell (Managing Partner bei Schmidhuber) und August Keller (Mitglied der Geschäftsführung bei Nüssli) am 24. September 2014 im Haus der Architekten in Düsseldorf berichteten.
Herzstück der Interaktion ist das „SeedBoard“. „Wir geben den Besuchern einen Begleiter an die Hand: Das ‚SeedBoard‘. Damit kann der Besucher mediale Bespielungen steuern, Filme starten und durch verschiedene Inhalte steuern. Für Texte und Bilder dient das ‚SeedBoard‘ als Projektionsfläche.“, erzählt Peter Redlin. Das ‚SeedBoard‘ hat auch bei der finalen Show des Pavillons eine Bedeutung. Nachdem die Pendel-Show in Shanghai sich so großer Beliebtheit erfreute, wird es auch in Mailand eine interaktive Show geben.
Die Show in Mailand soll eine neue, interessante und überraschende Perspektive eröffnen: die Besucher sehen Deutschland aus den Augen fliegender Bienen, mit denen sie gemeinsam über das Land fliegen. In zwei großen, stilisierten Bienenaugen entdecken sie die lebendige und fruchtbare Landschaft Deutschlands und ihre aktiven und engagierten Bewohner. Im Zentrum eines runden Raumes leiten zwei Musiker, ein Gitarrist und ein Beatboxer, als „BeeJs“ die Live-Show wie Dirigenten an. Das Publikum wird zum Orchester, indem die Pavillonbesucher mit ihren Händen, Stimmen und dem „SeedBoard“ Klänge und Naturgeräusche erzeugen. „Auf diese Weise erschaffen sie selbst den Sound zu einer abwechslungsreichen und unterhaltsamen Bilderlandschaft“, so Redlin. (Pressemitteilung)
Architektonisch betritt der Besucher den Deutschen Pavillon über eine langsam ansteigende Rampe, die in einer frei begehbaren Promenade rund um das Gebäude mündet. Auf dieser zum Picknick einladenden Freifläche stellen sich alle Bundesländer vor. Dort können sich Besucher ausruhen und das Panorama über das Expo Gelände genießen. Solch ein offener Ausstellungs- und Ruhebereich außerhalb des Gebäudes ist laut Projektpartner ein untypisches und neues Angebot des Deutschen Pavillons.
Zentrales Gestaltungselement des Deutschen Pavillons sind die „Ideen-Keimlinge“: stilisierte Pflanzen, die aus der Ausstellung durch das Gebäude hinaus auf die Promenade wachsen und Schatten spenden. Sie ermöglichen nicht nur eine bessere Durchlüftung des Gebäudes, sondern auch die Interaktion zwischen den Besuchern, die sich in der Ausstellung, und denen, die sich auf der Promenade befinden.
Im Gebäude führt die Ausstellung durch die Bereiche Boden, Wasser, Klima, Artenvielfalt, Lebensmittel und „Mein Garten der Ideen“. Die ersten vier Bereiche sensibilisieren die Besucher für die Kräfte der Natur als wesentliche Quelle unserer Ernährung, die es zu schützen und intelligent zu nutzen gilt: Die letzten beiden Bereiche thematisieren die Welt des Konsums und der Produktion, aber auch zivilgesellschaftliches Engagement für eine nachhaltige Ernährung. (Pressemitteilung)
Die Gestaltung der Ausstellung soll an eine Humusschicht erinnern. Schließlich ist die Ausstellung im Inneren des Gebäudes architektonisch betrachtet der Boden aus dem die „Ideen-Keimlinge“ erwachsen. Auch hier finden sich die gleichen Lamellen-Strukturen wieder, wie sie an der Gebäudehülle zu sehen sind. Der Innenraum verfügt über Tageslicht als auch über Kunstlicht, was eine Herausforderung für eine stimmige Lichtgestaltung ist. Eine Herausforderung für das Klangkonzept sind die offenen Räume, die sich in kleinere Aktions-Bereiche unterteilen. Für jeden Themenbereich wurden eigens Klangwelten entwickelt, die sich jedoch beim Übergang in einen anderen Raum und somit bei der Überschneidung mit anderen Klängen nicht stören dürfen – sondern vielmehr ergänzen sollen.
Wer über nachhaltige Ernährung informieren und zu nachhaltigem Handeln anregen möchte, sollte dieses Thema aber auch in einem nachhaltigen Bau wiedergeben. Beim Deutschen Pavillon in Mailand wurde daher ein moderner Stahl- und Membranbau realisiert. Diese aus Einzelteilen bestehende Konstruktion ermöglicht eine extrem leichte Bauweise, eine Reduktion von Materialien und damit einen schnellen Auf- und Abbau. Die Lamellen-Fassade ist als luftdurchlässige und schattenspendende Schicht konzipiert. So wird möglichst wenig Strom für die Kühlung benötigt. Zudem entsteht ein Luftkreislauf der das Gebäude natürlich belüftet. Kühle Luft kommt durch die Lamellen rein und warme Luft geht durch die „Ideen-Keimlinge“ nach oben wieder raus.
Darüber hinaus sind die „Ideen-Keimlinge“ mit einer besonderen und neuartigen Photovoltaik-Technologie bespannt.
„Der Deutsche Pavillon ist das erste große internationale Architekturprojekt, in dem diese innovativen Produkte zum Einsatz kommen. Anders als bei herkömmlichen Solarmodulen hatten wir, die Architekten des Deutschen Pavillons, hier die Möglichkeit, nicht nur eine existierende Technologie zu verwenden, sondern die flexiblen, folienintegrierten organischen Photovoltaik-Module bis hin zu ihrem optischen Erscheinungsbild nach eigenen Vorstellungen zu gestalten und in das Gesamtdesign des Pavillons zu integrieren“, sagt Lennart Wiechell, leitender Architekt und Managing Partner bei Schmidhuber.
Die gedruckten Leiterbahnen der sechseckigen Module sind beidseitig laminiert und mit Clips in ein filigranes Stahlnetz gehängt, über das der Strom aus der Zelle abgeführt wird. Die Stromerzeugung durch diese Technologie ist vergleichbar mit der durch klassische Solarpaneele, allerdings funktionieren die Module in alle Himmelsrichtungen – Strom entsteht sogar bei diffusem Licht. Der Strom, der tagsüber gewonnen wird, wird in einem innovativen Speichersystem am Fuße der fünf Ideen-Keimlinge gesammelt und versorgt einen leistungsstarken LED-Leuchtenring mit Strom, der bei Nacht diese „Solar Trees“ von unten anstrahlt. Es ist ein in sich geschlossener Energiekreislauf, ganz nach dem Vorbild der Natur: Die „Solar Trees“ versorgen sich selbst, tragen zur Senkung des externen Energieeinsatzes im Gebäudebereich bei und damit auch zur Ressourcenschonung. (Pressemitteilung)
Neben der Ausstellung und der Architektur bietet der Pavillon auch ein Kulturprogramm, das sich über den ganzen Pavillon und alle Bereiche erstreckt. Es sind Beiträge aus der jungen Kreativ- und Kulturszene, aufgeteilt in die „Fields of Literature“, „Fields of Theatre“, „Fields of Film“,“Fields of Dance“, „Fields of Music“ und „Fields of Games“, geplant.
Nicht zuletzt soll die Kommunikation über den Pavillon hinaus auch auf der dazugehörigen Website möglich sein.
Alle Pavillons der Expo 2015
Jedoch ist nicht nur der Deutsche Pavillon einen Blick wert! Auch die anderen Länder haben spannende bis geradezu lustige Konzepte entwickelt. Schau Dir z.B. mal die Niederlande an :)
» Hier findest Du alle Länder und Pavillons der Expo 2015 aufgelistet
Fotos des Deutschen Pavillons: Schmidhuber / Milla & Partner
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