Habt ihr euch nicht auch schon mal gefragt, was „die anderen“ außerhalb der Branche über Eventmarketing und die Eventbranche denken? Nicht?! Wir schon. Und wir haben nicht nur uns, sondern gleich bekannte Marken- und PR-Fachleute, Marketing-Blogger und -Journalisten gefragt. Diejenigen, die Kunden beraten, die ein waches Auge auf Entwicklungen im Werbe- und Marketingsegment haben und wirksame Multiplikatoren sein können. Wie denken sie über die Branche, was bekommen sie überhaupt von ihr mit und wie professionell ist der hinterlassene Eindruck… oder eben nicht?
Eröffnet wird unsere Interview-Reihe „Eventmarketing.Blickwechsel“ von Klaas Kramer. Er ist Diplom-Kommunikationswirt, Partner bei brandingMEDIA und Autor des Buches „Souveräne Markenführung“. Er „versteht sich als Brückenbauer zwischen der Welt des planbaren Marketing und der Welt intuitiver sinnorientierter Markenführung„. Darüber hinaus lehrt an verschiedenen Hochschulen und bietet Workshops und Seminare zum Thema Marketing und souveräne Markenführung an.
1. Woran denken Sie spontan beim Thema „Eventmarketing“?
Je nach Blickwinkel assoziiere ich mit „Eventmarketing“ entweder „herzergreifende Ereignisse“ oder „Veranstaltung mit dem üblichen Mief, der von den Dienstleistern ausgeht“.
Alle reden davon, dass Marken mit allen Sinnen erfahrbar werden sollen, auch auf der Zeitachse eines Events. Die größeren Eventagenturen versprechen mittlerweile auch strategisch-langfristig im Sinne einer Marke zu denken. Damit blasen sie ins selbe Horn wie alle anderen Marketingdienstleister und -berater. Wenn es schon Werbeagenturen schwer haben, damit glaubwürdig zu sein, so sehe ich das bei Eventagenturen erst recht.
Damit will ich den Beratern in den Eventagenturen keineswegs strategisches Marken-Know-how absprechen, aber die Arbeit, für die sie beim Kunden gebucht werden, ist eben doch größtenteils operativen Charakters.
2. Was bekommen Sie von Eventmarketing mit?
Leider erlebe ich bei Veranstaltungen noch immer viel zu selten besagten herzergreifenden Flow, statt dessen viel öfter die negative Energie ungehobelter Roadies, verängstiger Hostessen und gestressten Leuten mit „Knopf im Ohr“.
Eine Differenzierung oder Emanzipation der Eventmarketing-Branche von der Eventveranstalter-Branche kann ich noch nicht klar erkennen. Vielmehr kleben sich Caterer, Veranstaltungstechniker und Messebauer immer häufiger das Etikett „Eventmarketing“ auf‘s Portfolio. Ist der Begriff „Live-Marketing“ noch en vogue?
3. Wie sichtbar ist die Eventbranche Ihrem Empfinden nach? Und wie wichtig ist es, dass eine Branche sichtbar ist?
Sichtbarkeit ist für jede Branche wichtig, in der legal gearbeitet wird. Zur Sichtbarkeit kommt Transparenz hinzu – Transparenz hinsichtlich Dienstleistungsprozessen, Margen und Arbeitsbedingungen. Damit ist es in vielen Gewerken der Veranstaltungsbranche noch nicht sehr gut bestellt. Sichtbarkeit heißt in der Eventbranche automatisch auch multisensorische Erlebbarkeit.
Andererseits gilt landläufig ein Event vor allem dann als gelungen, wenn der Besucher nichts von dessen Organisation mitbekommen hat, wenn also die Arbeit dahinter gar nicht sichtbar war. Die Herausforderung besteht demnach ganz besonders darin, für potenzielle Auftraggeber sichtbar und präsent zu sein.
4. Wie schätzen Sie den Stellenwert von Eventmarketing im Marketing-Mix ein?
Marken und Unternehmen in Livesituationen erlebbar zu machen, gilt unbestritten als immer wichtigerer Bestandteil des Marketings. Um die Führungsaufgabe im Marketing-Mix streiten sich Agenturen fast jeder Disziplin wahrscheinlich von Anfang an. Solange es kein strategisch etabliertes Marketing auf Kundenseite gibt, wird sich daran auch nichts ändern.
Marken von Anfang an als multisensorisch erlebbar zu konzipieren, ist das eine. Events sind im Vergleich zu einem durchschnittlichen Markenlebenszyklus eine vergleichsweise kurzfristige Angelegenheit und so wird der Stellenwert von Eventmarketing weiterhin eher ein operativer Part im Kommunikationsmix bleiben.
Eventagenturen können und sollten dennoch ihr Know-how von Anfang an bei der Markenkreation als strategischer Sparringspartner ins Spiel bringen.
» Zum 2. Teil von Eventmarketing.Blickwechsel: was ein Marketing-Blogger über die Eventbranche denkt
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