Das beste Mittel um sich inspirieren zu lassen, ist meist anderen mal über die Schulter zu schauen. Zu schauen welche Ideen für Events oder Konzepte für Incentives schon mal gemacht wurden. Wie sie ihre Zielgruppe, ihre Kunden erfolgreich erreicht haben und was man davon für das eigene Event nutzen kann. In den nächsten Folgen von „Idee schlägt Budget“ erzählt Wolf Rübner von Best Practice Beispielen aus dem mittelständischen Eventmarketing. Mit teils recht kuriosen Event-Ideen und Konzepten
» Zu Teil 12 von „Idee schlägt Budget“ : Kreative & ungewöhnliche Event-Ideen sparen Kosten!
Aus dem Nähkästchen – Best Practice im Mittelstand
Von den Besten lernen war schon immer ein gutes Prinzip. Oder in fremder Erfahrung wildern. Nennen Sie’s wie Sie wollen. Ich möchte Sie an meinem Marktüberblick teilhaben lassen. Aus meiner Sammlung von exzellenten, teilweise preisgekrönten Veranstaltungen stelle ich eine kleine Auswahl vor – quer durch alle Branchen, quer durch verschiedene Event-Typen. Es handelt sich immer um bezahlbare Veranstaltungen, die von kleinen und mittleren Unternehmen realisiert wurden. Oft nach dem Prinzip „Idee schlägt Budget“. Zur besseren Orientierung benutze ich bei allen Beispielen das gleiche Raster.
Folge 13: Lebensmittelwirtschaft – 100 Jahre sind ein Tag
Es gilt, ein Jubiläum zu feiern. Die Mitarbeiter eines norddeutschen Wurstherstellers sind Zielgruppe dieses Events. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der Stolz auf eine unternehmerische Leistung, die ohne engagierte Mitarbeiter nicht denkbar gewesen wäre. Risikobereitschaft, Ideen und harte Arbeit sind es wert, auf eine besondere Art gefeiert zu werden.
Der Dank des Unternehmens für die Treue und den Fleiß der Belegschaft soll ausgedrückt werden. Feiern, Spaß haben, sich als Teil eines Familienunternehmens fühlen. Also eine beschwingte Inszenierung des Unternehmens, seinen Menschen und seinen Marken. Der Schauplatz ist das eigene Firmengelände, gefeiert wird in einem Zelt.
Das Unternehmen feiert Geburtstag – und geht auf Reisen. Die Gäste erleben eine abwechslungsreiche Tour durch die Jahrzehnte der Betriebs-Geschichte. Dabei unternehmen sie kleine Ausflüge und verweilen bei musikalischen und kulinarischen Zwischenstopps. Sie begegnen den Goldenen Zwanzigern, treffen ELVIS, ABBA und andere Stars mit ihren Ohrwürmern der 80er und 90er. Die Gäste erfrischen sich mit Afri-Cola, Sinalco, Cocktails oder Absinth und genießen Köstlichkeiten der verschiedenen Jahrzehnte.
Die Anforderungen an das Konzept: einerseits Sparsamkeit, ohne billig zu wirken und andererseits Schnörkellosigkeit, weil die Belegschaft ein eher niedriges Bildungsniveau hat. Das erlaubte, mit Klischees zu arbeiten. Also Elvis steht für die 50er Jahre, ABBA für die 70er Jahre und mehr braucht es nicht. Auch die Auswahl richtete sich nach dem Geschmack des Publikums. Ausgewählt wurde eine beliebte Moderatorin aus dem Regionalfernsehen, die Plattdeutsch als Marken-zeichen pflegt.
Als Einladung erhält jeder Mitarbeiter eine Drehscheibe mit sich im Stil der Epochen verändernden Koffermotiven. Insgesamt 5 Epochen. Auf der Rückseite stehen die Veranstaltungsdaten. Die Verteilung erfolgte mit der Gehaltsabrechnung. Als Gast-geschenk und Erinnerung an die Veranstaltung erhielt jeder Mitarbeiter eine CD mit 10 Hits aus 10 Jahrzehnten. Highlights waren die Double-Shows von Elvis Presley und ABBA. Getanzt wurde bis zum frühen morgen, zur Musik eines DJ’s.
Was lernen wir von diesem mittelständischen Familienunternehmen? Man muß in erster Linie den Nerv der Zielgruppe treffen. Dann sind einfache Lösungen preiswert und wirkungsvoll.
Folge 14: Getränkeindustrie – die an der Quelle sitzen
Nächste Station. Sie glauben Mineralwasser sei ein langweiliges Produkt? Weit gefehlt! Die Getränkeindustrie ist auch beim Eventmarketing sehr einfallsreich, denn die sitzt ja bekanntlich an der Quelle. Auch hier schauen wir einem mittelständischen Familienunternehmen über die Schulter. Der Anlass: Einweihung eines neuen Logistikzentrums, ein PR- und Mitarbeiter-Event.
Mit einem guten Mineralwasser verhält es sich ähnlich wie mit gutem Wein – es muss reifen. Denn natürliches Mineralwasser ist Teil des Wasserkreislaufes. Auf seinem Weg in die Tiefe durchläuft das Regenwasser die unterschiedlichen Gesteinsschichten, wo es die verschiedenartigsten Mineralien und Spurenelemente aufnimmt, die ihm seine individuelle Güte und seinen Charakter verleihen. So reichert Kalkgestein zum Beispiel das Wasser mit Calcium an und Dolomitgestein versetzt es mit Magnesium. Die regional sehr unterschiedlich zusammengesetzten Gesteinsschichten und -formationen führen deshalb zu den verschiedensten „inneren“ Werten, die jedes Mineralwasser so einzigartig und die Mineralienzusammensetzung so individuell wie den Fingerabdruck eines Menschen machen.
Genug der Vorrede – die Zielgruppen dieser Veranstaltung waren Pressevertreter, wichtige Handelspartner, die Politik, die Bevölkerung am Standort sowie die Mitarbeiter und ihre Familien. Ziel der Veranstaltung war die Vermittlung der Werte des Familienunternehmens mit einer fast 150jährigen Tradition und die Erlebbarkeit der Marken. Wasser ist Leben, fließende Wasser üben eine besondere Faszination aus, Wasser ist ästhetisch. Das war der Ansatz, der mit Video-Bildern ausgedrückt wurde. Dazu künstliche, beleuchtete Wasserwände und schon entstand eine wunderbare entspannte Atmosphäre. Die fünf Marken wurden in fünf Akten ganz nach ihrer Eigenart inszeniert, sowohl verbal/visuell, als auch kulinarisch und musikalisch. Der Tag der offenen Tür stand im Zeichen einer Wasserfabrik zum Anfassen: ein Gabelstapler-Ballett, ein „Wer-wird-Millionär-Wasserquiz“ und ein Labyrinth aus 48.000 Wasserkästen waren die Highlights dieser familienfreundlichen Veranstaltung.
Fazit: Die Presse berichtete freundlich und umfangreich. Die Handelspartner überzeugten sich von Innovationsfreude und Wirtschaftskraft. Die Mitarbeiter waren stolz auf ihr Unternehmen und wurden zu überzeugten Markenbotschaftern.
*Quellen der Fotos: bulb, pound coins
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