Richard Saul Wurman ist ein äußerst interessanter Mensch. Er ist Architekt und Grafikdesigner und der Gründer der TED Konferenzen. Im Laufe der Zeit hat er mehrere Eventformate ins Leben gerufen, doch die TED Talks sind wohl die weltweit Bekanntesten. 1984 fand die erste Konferenz statt. Innerhalb weniger Jahre hat er es geschafft, dass sein Event bereits ein Jahr im Voraus ausverkauft war, ohne dass überhaupt Redner bekannt gegeben wurden. Wie hat er das geschafft? Was macht er anders?
Einen Einblick in seine Denkweise erhält man in einem interessanten Gespräch, das Richard Saul Wurman mit dem Magazin Fastcompany geführt hat. Der Artikel beschreibt nicht nur vier Kernpunkte, die seiner Meinung nach zum Erfolg der TED Konferenz geführt haben. In der Beleuchtung seiner Person und seiner damaligen Intention zur Gründung einer Konferenz, wird meiner Meinung nach auch deutlich, dass sein glühendes Interesse für verschiedenste Themenbereiche, Menschen und den Austausch untereinander ein persönlicher Grundpfeiler ist. Vielleicht auch der Grundpfeiler eines erfolgreichen Veranstalters?!
Doch ganz sicher interessieren Dich die vier Tipps, die Richard Saul Wurman anderen Veranstaltern mitgeben möchte. Auch wenn es seiner Meinung nach kein Patentrezept gibt, so haben die folgenden vier Punkte beim ihm und den TED Talks funktioniert.
Original-Artikel (engl.): „The Founder Of TED Shares What It Takes To Build The World’s Most Popular Conference“
Frei und kommentiert übersetzt
1. Tue es, weil Du spürst, Du kannst nicht anders
Die TED Konferenz wurde gegründet, weil Wurman ein inneres Verlangen und eine überwältigende Neugier an den Konferenz-Themen hatte. In den frühen 80er erkannte er, dass Technologie, Entertainment und Design zusammenwuchsen. Doch niemand anderes sah es seiner Meinung nach. Er konnte einfach nicht anders als einen Austausch untereinander anzuregen und es den Menschen zu zeigen.
Aus diesem Interesse und dieser Leidenschaft heraus, widmete er sich der Konzeption und Organisation mit aller größter Detailverliebtheit. Er gestaltete die Badges, das Bühnendesign, suchte Musik, Sponsoren, Sprecher einzeln aus. Bis hin zu jeder Kleinigkeit, die es irgendwo zu essen gab, alles wurde von ihm mit Hingabe ausgesucht. Die meiste Zeit investierte er aber in die Auswahl und Sortierung der Redner. Wann sollte wer sprechen, wer spricht vor ihm, wer danach? Er gestaltete sein Event wie ein Editor einen Film.
Er schuf sich letztlich ein Event, zu dem er selbst gehen wollte.
2. Werde das Normale los
Früher wie heute gibt es typische Abläufe von Konferenzen und Events. Wurman störte es, dass sich Redner damals hinter Rednerpulten versteckten, ihren Vortrag bequem ablasen, ein paar Folien zeigten und das Publikum mit blanker Langeweile quälten. Doch wer sich langweilt, lernt nichts. Beides sollte auf seiner Konferenz nicht der Fall sein. So verbannte er als erstes das Rednerpult von der Bühne. Der Sprecher konnte sich nicht mehr dahinter verstecken und war gezwungen ein Gespräch mit den Menschen vor ihm zu führen, anstatt nur etwas abzulesen. Gleichzeitig führte es dazu, dass die Vorträge kürzer wurden, was die Zuschauer bei Laune hielt. Und wenn es mal länger wurde, half der Veranstalter nach und gab eindeutige Zeichen zum Ende zu kommen.
Auch wenn er die Sprecher auf diese Weise gefühlt verletzlicher machte, so wollte er bezwecken, dass sie ihre Schutzschilde ablegten, dadurch letztlich ehrlicher und glaubwürdiger wurden. Er wollte das Beste aus ihnen rausholen. Und so begannen die Menschen sich um Tickets und die besten Plätze zu reißen.
„You’re not going to get that type of interest from people in your conference if it’s not obvious you’re truly passionate about it.“ Richard Saul Wurman in Fastcompany
3. Suche die Redner aus, die Du gerne sehen möchtest
Richard Saul Wurman ist der Meinung, dass niemand wirklich wissen kann, was das Publikum erwartet oder sich wünscht. So hat es auch als Veranstalter wenig Sinn, zu spekulieren, welche Speaker die Besucher gerne sehen würden. Sein Motto: Er sucht sich Redner aus, die er gerne hören würde.
Nachdem man sich ein- oder zweimal davon überzeugt hat, dass es funktioniert, es den Leuten gefällt, lässt man los, so meint er. Wenn man nicht versucht einen Effekt zu erreichen, sondern einfach etwas Gutes liefert, hat man im Nachhinein den größten Effekt.
4. Es muss nichts Großes sein, um etwas zu erreichen
Wer eine Konferenz initiiert, träumt von großen, vollen Hallen und tausenden von Besuchern. Man möchte viele Menschen erreichen, um möglichst viel zu bewirken. Doch Wurman sieht das anders. Er ist überzeugt, dass ein Event nicht groß sein muss, um erfolgreich zu sein. Auch kleine Events können viel bewirken oder gar die Welt verändern. Wenn unter 25 Besuchern einer ist, den die Inhalte auf eine neue Idee bringen, kann das mehr bewirken als unter tausend Besuchern. Es reicht völlig, einige wenige Richtige zu erreichen, die interessiert und neugierig sind und das Gehörte weitertragen und -entwickeln, meint Wurman.
Nicht zuletzt kann ein kleines Event, das nur wenige kennen, über das vielleicht noch nicht mal berichtet wird, eine ganz besondere, intime Stimmung und Bindung zwischen den Menschen vor Ort erzeugen, die eine große Veranstaltung niemals schaffen könnte.
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