Das Coronavirus sorgt für einen dramatischen Auftragseinbruch in der Live-Kommunikation. Neben der Vorbereitung auf die Folgen sind viele Agenturen und Dienstleister aktuell damit beschäftigt, konstruktive Lösungen und Alternativen für bestehende Projekte und Kunden zu finden. Wie können Messestände und Veranstaltungen kurzfristig umgedacht oder anders eingesetzt werden? Wie können digitale Zwillinge oder virtuelle Events physische Veranstaltungen überbrücken?
Alleine in Deutschland sind laut Expodatabase bislang 128 Messen (Stand 11.3.2020) verschoben oder abgesagt worden. Hinzukommen noch etliche Konferenzen, Meetings, Firmen-, Kultur- und Sportevents! Wir haben Agenturen nach ihren aktuellen Maßnahmen und Ideen im Umgang mit bestehenden Projekten gefragt.
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Stephan Schäfer-Mehdi, Studio Bachmannkern, über alternative Messeformate und digitale Events in Zeiten von Corona
Kann man manche Messepräsenzen oder Events aktuell durch digitale bzw. virtuelle Angebote kurzfristig überbrücken?
Stephan Schäfer-Mehdi: Das geht auf jeden Fall. Wir haben gerade einen digitalen Zwilling kurzfristig für den Messestand unseres Kunden LEDVANCE realisiert. Statt auf die Light+Building in Frankfurt haben sie ihre Kunden weltweit zum virtuellen Messebesuch eingeladen.
Für Events gibt es ad hoc die Möglichkeit des Streamings, ohne Publikum. Da geht es erst mal um die Botschaften und den Content. Aber es lässt sich mehr Interaktivität schaffen. Da kommen die Virtuellen Events aus der Schublade, die ich vor 12 Jahren auf Second Life konzipiert habe. Heute gibt es natürlich andere technische Möglichkeiten.
Was sollte man bei digitalen Alternativen bedenken?
Stephan Schäfer-Mehdi: Wichtig ist ja beim Live-Event die Face-to-face-Begegnung, auch beim Messestand. Das müssen virtuelle Lösungen auch bieten, dass ich nicht nur Empfänger einer Botschaft bin, sondern mich über Chatfunktionen wie bei Computerspielen über einen Avatar mit anderen Avataren austauschen kann. Alles andere wäre ein Rückschritt.
Arbeitet ihr aktuell an alternativen Formaten für Kunden?
Stephan Schäfer-Mehdi: Ja, wir haben ja den LEDVANCE stand kurzfristig umgesetzt. Ein anderer Kunde nutzt die gebauten Elemente und Exponate des Standes für eine temporäre Messe, zu dem er kleine Kundengruppen einlädt. Ein anderer nutzt die Exponate für eine Roadshow und fährt damit in die Nähe seiner Kunden, um nicht abhängig von den restriktiven Reisebestimmungen seiner Geschäftskunden abhängig zu sein.
Neben den dramatischen Folgen, siehst Du auch Chancen?
Stephan Schäfer-Mehdi: Es fällt nicht ganz leicht Chancen zu sehen. Denn die Businessmodelle aller Akteure basieren auf der Realität, nicht auf virtuellen Lösungen.
Deshalb werden digitale Zwillinge oder kompletter virtueller Ersatz auch wirtschaftlich nur für einen Übergang funktionieren. Die Chance ist, dass Kunden sehen, wie wichtig die echte Live-Kommunikation ist.
Danke für die Einblicke und Ideen!
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