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PLATINE Cologne: spielerische Kunst, interaktive Inspiration & gehaltvolles Eigenmarketing

Von Katharina Stein 5.8.2015 ~6 Minuten Lesezeit

Ich bin ehrlich gesagt erstaunt, dass wir erst sehr spät das PLATINE Festival für elektronische Kunst und alternative Spielformen entdeckt haben. Dabei gibt es das Format bereits seit 2010! Es wird von einer Live-Kommunikations Agentur veranstaltet, um die Grenzen zwischen Kunst und spielerischen, interaktiven Elementen auszuloten und unter anderem dem Eventmarketing zeitgemäße Inspirationen zu liefern. 2015 haben wir unserem Frevel endlich ein Ende gemacht und waren voll auf begeistert – von den Exponaten, dem Format und den Veranstaltern!

Verteilt auf verschiedene Locations in Köln-Ehrenfeld wurden vom 3.-6.August 2015 über 20 Exponate von internationalen Entwicklern und Künstlern ausgestellt. Die Auseinandersetzung mit elektronischer Kunst oder den Schnittstellen zwischen digitalen und realen Räumen oder Objekten ist gemeinsamer Nenner der Ausstellungsstücke. Ein großer Teil der Werke arbeitet oder spielt bewusst mit der Interaktion zwischen Mensch und Objekt – was gerade für Eventler spannende Inspirationsquellen bietet. Kuratiert wurde das diesjährige Festival von Lukas Höh.

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Lukas Höh (Kurator) und Stephan Ullmann (Geschäftsführer 37 Grad)

Zentraler und stimmungsbildender Bestandteil des Formats sind der bewusste Zeitrahmen (Montag bis Donnerstag, 19.00 – 23.00 Uhr) und die Verortung in einem lebendigen Kölner Kneipenviertel. Beides schafft eine angenehme, lockere und offene Stimmung – keine steife Museumssituation. Gleichzeitig konzentriert man sich auf interessiertes (Fach)Publikum und umgeht das Wochenende mit dem dazugehörigen „Partypublikum“, das ggf. dazu führen würde, dass man die Werke stärker abschirmen müsste und die direkte Interaktion beeinträchtigt wäre. Andererseits ist dies aber auch vorteilhaft, um Locations als Partner zu gewinnen.

Veranstalter des Festivals ist die Kölner Live-Kommunikations Agentur 37 Grad. Sie hat dieses Event aus Leidenschaft für den eigenen Beruf als auch für das Thema „alternative Spielformen“ heraus initiiert. Der Agentur und seinen Mitarbeitern bietet das Event so einerseits die Möglichkeit mal auftragsungebunden und kreativ zu arbeiten, andererseits neue Methoden der Live-Kommunikation kennenzulernen, sie selbst zu entwickeln und Kontakte zu Künstlern zu knüpfen. Nicht zuletzt nutzt die Agentur das Festival, um (potenzielle) Kunden gezielt einzuladen, ihnen innovative Ansätze näher zu bringen und die eigene Herangehens- und Arbeitsweise zu verdeutlichen. Qualitatives und bemerkenswertes Engagement sowie Eigenmarketing!

Wir hatten in jedem Fall einen inspirierenden und herrlich spielerischen Abend, der uns großen Spaß gemacht hat! Aufgrund der spannenden Exponate, des direkten Kontakts zu den Künstlern, der offenen Stimmung und nicht zuletzt dank der sehr sympathischen Veranstalter. Für Eventler der Region definitiv sehr empfehlenswert! Entweder noch in diesem Jahr – bis morgen 6. August 2015 – oder dann im nächsten Jahr.


» Weitere Fotos von der PLATINE Cologne 2015 findet Du hier!


Unsere Highlights von der PLATINE Cologne 2015

Pingtime bespielt eine Tischtennisplatte mit einer Echtzeit-Projektion. Die Bewegungen des Balls werden in einer Projektion auf dem Tisch eingebunden und gespiegelt. Die manchmal dezenten und vielleicht hilfreichen, manchmal aber auch grellen und den Spieler ablenkenden Projektionen thematisieren die Frage, wie Computer-Reaktionen die Reaktionszeit des Menschen beeinflussen.
„Pingtime“ von Videogram

PLANTINE Cologne 2015

PLANTINE Cologne 2015


„I/O“ verbindet nicht nur moderne Technik mit einer analogen, alten Schreibmaschine, es setzt zudem das heute so schnelllebige Selfie in einen neuen und entschleunigenden Kontext. Das über eine Kamera aufgenommene Portrait des Betrachters wird von einer Schreibmaschine mithilfe von gängigen Schriftbildern interpretiert und in abstrakter Weise umgesetzt bzw. getippt. Anders als ein schnell gemachtes Selfie mit dem Handy, dauert der Vorgang etwa 10 Minuten.
„I/O“ von ::vtol::

PLANTINE Cologne 2015


System1 ist eine 360 Grad Installation, die die Frage behandeln soll, „wie ein digitales Spiel aussieht, wenn ein bestimmter Raum die Gestaltungsgrundlage bildet“. Bis zu vier Spieler befinden sich dabei mittig in einem geschlossenen Raum. Das Spiel findet auf den umgebenden vier Wänden statt. Die Aufgabe, einen Punkt in einen Kreis zu lotsen, gelingt nur, wenn alle Spieler zusammen arbeiten. Die wechselnden Position und Perspektiven des Spielers in dem 360 Grad Spielraum bildet dabei eine besondere Herausforderung und ungewöhnliche Erfahrung.
„System1“ von AWWWdesign

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Foto: Christoph Stallkamp

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Movement in a Box transportiert ein zweidimensionales Spiel in einen dreidimensionalen Raum. Der räumliche Spielautomat besteht aus einem transparenten Monitor, einer Projektion und gesteuertem Licht. Das Spielfeld wird auf einer Fläche im Automaten projiziert. Der transparente Monitor verdeckt dabei aber manchmal die Sicht, sodass der Spieler sich bewegen und nach der richtigen Sichtposition suchen muss, um das Spielfeld zu sehen. Ein Spiel mit digitalen und realen Räumen. Gleichzeitig fragt man sich beim Spielen aber auch, wer hier mit wem spielt: der Mensch mit dem Automaten oder der Automat mit dem Menschen ;)
„Movement in a Box“ von Grosse 8

PLANTINE Cologne 2015

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Die Enlightenment Machine ist ein Lichtinstrument. Gespielt wird es von den Besuchern über ein Keyboard, das die Noten in Lichtfarben und -bewegungen übersetzt. Bemerkenswert ist dabei, dass die Künstlerin jede Note analysiert, charakterisiert und dies in passende Lichtstimmungen umgewandelt hat. Auf dem PLATINE Festival blieb das Lichtinstrument rein räumlich und visuell. Die akustische Komponente wird bei einer Ausstellung in Berlin jedoch hinzukommen, wenn ein professioneller Musiker Teil der Installation wird.
„Enlightenment Machine“ von Betty Rieckmann

PLANTINE Cologne 2015

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Foto: Christoph Stallkamp

The Shy Camera II ist eine ungewöhnliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Überwachungsdebatte. Denn diese Kamera versucht es zu vermeiden, Menschen zu fokussieren. Durch einen Gesichterserkennungs-Algorithmus erkennt sie Menschen und dreht sich daraufhin sofort weg. So wird das Thema einerseits spielerisch aufgegriffen – denn man kann nicht widerstehen, ihr immer wieder ins Blickfeld zu treten. Andererseits verdeutlicht uns die Installation, wie stark unser Verlangen nach Aufmerksamkeit ist – und wie zwiespältig das Thema in unserer modernen Gesellschaft behandelt wird.
„The Shy Camera“ von Gregor Kuschmirz und Raphael Grompone

PLANTINE Cologne 2015


Der Traum des Ingenieurs versucht die Faszination für technische Raster in einer audiovisuellen Installation zu erkunden. Die Künstler haben drei Kompositionen von Marc Sauter in visuelle, technische Strukturen übertragen. Parallel zur Musik wird das visuelle Ergebnis über mehrere Ausgabegeräte hinweg, sprich in einem räumlichen Vorgang, gezeigt. Eine poetische und geradezu hypnotische Installation.
„Der Traum des Ingenieurs“ von MXZEHN

PLANTINE Cologne 2015


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Fotos: Henning Stein / eveosblog

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