Eventformate verändern sich aktuell mehr denn je. Dabei unterscheidet man immer weniger zwischen Messe oder Event, Fachbesucher oder Konsument, Markenpräsentation oder Festival. Formate und Ansätze verschiedener Branchen werden kombiniert und neue Ideen ausprobiert. Das gilt nicht nur für Marketingevents, sondern auch für öffentliche Veranstaltungen wie z.B. dem Open Source Festival (OSF) in Düsseldorf. 2018 probierten die Veranstalter/innen erstmals die Kombination aus Musikfestival und angehängtem Kreativ-Kongress aus.
Neben der Mischung aus Musikbands und Künstlern bot der erste Open Source Festival Congress einen zusätzlichen Tag mit Keynotes, Talks und Panels rund um die Themen Wirtschaft und Kreativität. Eine unkonventionelle, aber interessante Mischung! Was die Veranstalter/innen sich dabei gedacht haben und wie beide Formate und Zielgruppen zusammen passen, haben wir Alicia Holthausen, Projektmanagerin beim Open Source Festival und künstlerische Leiterin des ersten Open Source Festival Congresses, in einem Interview gefragt.
Interview mit Alicia Holthausen: Open Source Festival mit neuem Kongress
Ihr veranstaltet seit 12 Jahren das OSF, ein Musik- und Kulturfestival in Düsseldorf. Wie kamt ihr auf die Idee ein Musikfestival mit einem Kongress zu den Themen Wirtschaft und Kreativität zu erweitern?
Der Open Source Festival Congress ist in der Tat eine Erweiterung der Idee des Festivals. Auf dem Festival vernetzen wir diverse Bereiche der Kreativität miteinander. Wir sind kein reines Musikfestival, sondern haben Inputgeber aus Kunst, Design, Architektur und diversen weiteren Kreativbereichen vor Ort. Mit dem Congress bringen wir das ganze Konzept auf eine „theoretischere“ Ebene mit Keynotes, Talks, Panels und Experiences von internationalen Speakern aus den unterschiedlichsten Branchen. Allen gemein ist ihr kreativer, innovativer Lösungsansatz eines bestehenden Problems. Der 13.7 war sozusagen Theorie und der 14.7 dann Praxis.
Möchtet ihr an beiden Tage die gleiche Zielgruppe ansprechen und verbinden oder erwartet ihr eher unterschiedliche?
Die Zielgruppen gleichen sich darin, dass es sich um weltoffene, kreative und interessierte Menschen handelt.
Beim Festival kommt natürlich Musikinteresse hinzu. Unserer Erfahrung nach ist der/die typische Open Source Festival-Besucher/in aber nicht unbedingt Fan der einen oder der anderen Band und kommt, weil er diese unbedingt sehen möchte, sondern er/sie möchte einen entspannten Festivaltag in familiärer Atmosphäre mit seinen Freunden erleben. Viele unserer Gäste wissen meist gar nicht so genau, welche Bands spielen werden, sondern vertrauen auf unsere bunte Mischung aus innovativen Künstlern und die allgemeine Atmospähre des Festivaltages.
Beim Congress sprechen wir in erster Linie Personen an, die sich auch beruflich mit Kreativität beschäftigen und ihren Denkhorizont erweitern möchten. Menschen, die verstehen, dass die komplexen Fragen und Probleme der heutigen Welt nicht mehr nur durch eine Disziplin beantwortet werden können, sondern dass man interdisziplinär arbeiten und neuartige kreative Lösungen finden muss.
Eure Eindrücke und Erfahrungen von der Premiere: Hat die Verbindung zwischen Musikfestival und Kongress funktioniert?
Unsere Idee ist auf jeden Fall aufgegangen. Wir wollten einen Congress schaffen, der nicht in stickigen engen Räumen in irgendeinem Congresszentrum stattfindet, sondern der in Festivalatmosphäre outdoor funktioniert. Das ist uns auf jeden Fall gelungen. Die Besucher und auch die Speaker waren absolut begeistert von der tollen Atmosphäre und Stimmung der Galopprennbahn und des Festivalsettings. Dafür haben wir sehr viel Lob geerntet und die Leute haben verstanden, was wir uns mit der Kombination von Congress und Festival gedacht haben.
Natürlich gibt es nach einer Premiere auch immer Dinge mit denen man vielleicht nicht ganz so glücklich war oder Elemente, die man verbessern könnte – sonst wäre es ja auch irgendwie langweilig, so als Projektmanager ;) – aber mit der allgemeinen Aufteilung unserer Formate und deren Inhalte sind wir happy. Ein paar mehr Pausen wurden von unseren Besuchern gewünscht, weil sie es wohl zwischen den vielen interessanten Keynotes, Talks und Panels kaum geschafft haben, sich einen Kaffee zu holen. Daran werden wir wohl unter anderem für 2019 feilen. ;)
Nach 12 Jahren Praxiserfahrung im Festivalbereich: Was hat sich Deiner Meinung nach verändert – und wie geht ihr damit um?
Natürlich wird die Festivallandschaft einfach immer größer und spektakulärer. Allgemein gibt es sicherlich einen größeren Konkurrenzdruck als noch beim ersten Open Source Festival 2006. Allerdings haben wir auch Glück, dass wir uns mit dem Open Source Festival mit unserer inhaltlichen Ausrichtung in einer ganz guten Nische befinden, die nicht viele andere Festivals bedienen. Wir haben also von Anfang an unser ganz eigenes Publikum gehabt, was stetig mit uns mitgewachsen ist und wir uns seit zwei Jahren nun an unserer Kapazitätsgrenze von 7.000 Besuchern befinden.
Natürlich machen Innovationen und die Digitalisierung auch vor unserer Branche nicht halt. So wurden wir sowohl im Vorfeld als auch Anschluss an den Congress von einigen Besuchern gefragt, ob sie den Congress auch online im Livestream verfolgen oder nachgucken können. Das haben wir bewusst nicht angeboten, weil wir möchten, dass unsere Besucher bei uns etwas Einmaliges erleben, für das es sich lohnt, vor die Haustür zu gehen und das man nicht einfach auch so bei YouTube sehen könnte. Gleiches gilt für das Festival, keine Konzertaufnahme im Fernsehen oder im Internet kann (zumindest heutzutage noch) ein echtes Konzerterlebnis ersetzen. Die Stimmung, die Sonne auf der Haut, das kalte Bier im Festivalbecher, das Tanzen mit den besten Freunden, all das sind Dinge, die (noch) nicht durch Technologien ersetzt werden können. Solange haben wir noch große Freue daran, Veranstaltungen zu konzipieren, die Menschen einen einzigartigen Tag und ein einzigartiges Erlebnis bieten.
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