Eine Reise mit dem Zug empfinden viele Menschen als vergeudete Zeit. Es geht nur darum, eine Strecke möglichst schnell zu überwinden. Nicht so für die Reisenden der Zugstrecke Jena Paradies – Naumburg am 26. und 27. August 2017. Die Intervention „Bewegtes Land – Inszenierungen für vorbeifahrende Züge“ verwandelte die Landschaft in eine 30 km lange Bühne für skurrile und unterhaltsame Kurzaufführungen. Ein wirklich großartiges Projekt, das Zugreisende zum Publikum und Anwohner zu Schauspielern machte.
Heutige Verkehrsmittel verheißen eine schnelle Verbindung, trennen aber die Reisenden vom Land, das sie durchqueren, und von den Menschen, die dort leben. Geschwindigkeit behindert die Begegnung der Reisenden mit den Bleibenden, der Mobilen mit den Immobilen, des Urbanen mit dem Ländlichen, so die Initiatoren von „Bewegtes Land“.
Entlang der Zugstrecke Jena Paradies – Naumburg inszenierte das Berliner Künstlerduo Datenstrudel surreale und manchmal slapstickhafte Szenen: fliegende Heuballen, rennende Büsche, ein Hai in der Saale, Menschen, die den Zugreisenden auf Leitern entgegen schauen. Den Rahmen bildete eine moderne Retroversion des Hase- und Igelrennens: ein Läufer forderte den Zug zum Wettrennen heraus, startete gemeinsam am erste Bahnhof, tauchte zwischendurch auf und durchlief am letzte Bahnhof ein inszeniertes Ziel.
In der Summe schaffte das Projekt 24 kleine Begegnungen, die Schauspielern und Zuschauern Spaß machten, sie wieder einander näherbrachten und nicht zuletzt die Frage aufwarfen, wie das Tempo des Zuges unsere Wahrnehmung beeinflusst. Zurecht ein ADC Grand Prix Gewinner in der Kategorie Räumliche Inszenierungen.
Video: Bewegtes Land – Inszenierungen für vorbeifahrende Züge
Foto: Screenshot aus dem Video
Abonniere jetzt den kostenlosen eveosblog Newsletter!
Erhalte alle 14 Tage die besten & neusten Artikel per E-Mail.
Dazu gibt es die Netzlese: Trends und Aktuelles aus dem Internet. Exklusiv nur im Newsletter!