Vom 24.11.2017 bis zum 4.2.2018 erwartete uns im NRW Forum Düsseldorf Jan Böhmermanns erstes museales Werk: die Ausstellung „Deuscthland“! Gemeinsam mit der Bildundtonfabrik (BTF) entwickelte er eine Ausstellung, die sich mit dem Status Quo Deutschlands auseinandersetzte.
Die Macher gingen der Frage nach: „Wenn das alles echt und kein quatsch ist in was für eine zeit & land & welt leben wir überhaupt“? Es sind unsere schwierigen (oder doch guten?) Zeiten, die in der Ausstellung mithilfe bildender Kunst verarbeitet werden sollten. „Helmut Kohl ist tot. Die BRD häutet sich. Die rasenden Veränderungen der Welt, die nebelige Verunsicherung der Menschen in Deutschland, die Gegenwart muss mit Kunst bezwungen und gefasst werden.“
Wir haben uns die Ausstellung angesehen – und was soll man sagen – sie war eine raumgewordene TV-Sendung von Böhmermann. Man geht mit offenen und großen Erwartungen hin – und geht belustigt, aber etwas ratlos wieder raus. Die Ausstellung zeigte viele einzeln für sich stehende (real)satirische Exponate. Die meisten haben das nach rechts gerrückte Deutschland (so wie ein Buchstabe im Titel) und die merkelische Trägheit des ganzen Landes gewohnt sarkastisch kritisiert.
Ja, wie Böhmermann selbst sagte, die Exponate machten etwas mit einem. Sie brachten einen zum Schmunzeln, obwohl die Thematik dahinter gar nicht lustig ist. Sie brachten einen z.B. dazu alle seine Rechte in einem der vier Diskursautomaten mit spielerischer Freude abzugeben, um sich danach zu denken: „Hach, wie lustig… Nein, ist es eigentlich gar nicht!“ In der Ausstellung amüsieren wir uns über die Absurdität. Im Alltag nehmen wir genau die gleichen absurden Angriffe z.B. auf unsere Privatssphäre oder Persönlichkeitsrechte gar nicht mehr wahr. Ist halt so. Genauso wie die träge Ignoranz gegenüber dem spürbaren Rechtsruck. Ein Vergnügungspark, der Nazi-Deutschland spielerisch mit einem Erlebnis-KZ vermittelt, scheint da gar nicht so unrealistisch. Wir sind alle so träge und beige, wie das Wanderoutfit von Angela Merkel, das es „im Original“ zu sehen gab.
Und so ging man belustigt, erschüttert und etwas verwirrt von den vielen Einzelexponaten aus der Ausstellung, fragte sich, was genau uns das jetzt sagen sollte – und machte dann weiter wie zuvor, während das Unterbewusstsein einem zuflüsterte „Hier stimmt doch irgendwas nicht“.
Aus kommunikativer Sicht war spannend, dass hier nicht nur etwas gezeigt wurde oder zum interagieren einlud. Die Ausstellung spielte mit uns, sie versuchte tatsächlich etwas in uns zu bewirken. Sie zeigte vermeintlich Lustiges der Anderen, dabei spiegelte vieles davon – manchmal etwas sehr subtil – auch unser eigenes Verhalten wider. Leider sind wir heute schon zu abgestumpft, als dass die Ausstellung langfristig wirklich etwas ändern könnte. Aber es war ein guter Versuch!
» Ausstellung „Deuscthland“
von Jan Böhmermann und der Bildundtonfabrik
NRW Forum Düsseldorf
24.November 2017 bis 4. Februar 2018
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