Die Documenta ist seit ihrer Premiere 1955 eine der wohl bedeutendsten Kunstschauen der Welt. Vom 10. Juni bis 17. September 2017 möchte sie unter der künstlerischen Leitung von Adam Szymczyk, so liest und spürt man auch vor Ort, bewusst alte Muster brechen und eine politischere Stellung beziehen. Viele Kunstwerke und Künstler setzen sich kritisch mit Themen wie Flucht, Verdrängung und Unterdrückung auseinander.
Das Motto „Von Athen lernen“ drückt in diesem Kontext ein Stück weit Demut aus – im Sinne von: die Großen, Reichen können oder sollen von den Kleinen und Unterdrückten lernen. Nicht nur ein Motto, auch ein politisches Statement, das hier und da auch skeptisch betrachtet wird. Nicht wegen der Aussage, sondern vielmehr wegen der Gefahr als etwas pathetische und zu einfache Geste einer finanziell gut ausgestatteten Documenta daherzukommen.
Inhaltlich und konzeptionell sollte zwischen beiden Städten eine Verbindung geschaffen werden. Die Idee von Szymczyk war, dass jeder Künstler ein Werk für Athen und ein Werk für Kassel einreicht. Manche Künstler nutzen gleiche Materialien oder Techniken, andere Werke wurden einfach nur an beiden Orten ausgestellt, wenige Installationen schufen eine Echtzeitverbindung. Wobei das Digitale, das nicht nur unser aktuelles Leben stark bestimmt, sondern auch weitere Möglichkeiten der Verknüpfung geboten hätte, bei der Documenta 14 keine Rolle spielt.
Es war unsere erste Documenta und wir sind ganz sicher keine versierten Kunstkenner. Aber Kunstinteressierte auf jeden Fall. Und deswegen erlaube ich mir noch einen persönlichen Eindruck. Das politische Statement und Konzept von Szymczyk halte ich gerade in den heutigen Zeiten für sehr wichtig und richtig. Schon alleine, weil zeitgenössische Kunst für die meisten Menschen absolut unverständlich bleibt. Kunst, Künstler und Kenner bewegen sich oft in anderen Sphären, haben mit der tatsächlichen Lebensrealität nur selten viel zu tun. Sie haben eine andere Währung und Sprache, von denen man nicht selten den Eindruck bekommt, dass sie andere ganz bewusst ausgrenzen. Mit diesem Konzept und Statement nähert man sich der Realität aber wieder etwas an – steigt ein paar Stufen vom Elfenbeinturm herab. Doch um mithilfe von Kunst etwas zu erreichen oder sogar zu ändern – was die diesjährige Documenta möchte, wenn ich sie richtig verstanden habe – darf es nicht nur bei einem Motto und Konzept bleiben. Auch die Kunstwerke an sich und vor allem die Vermittlung müssten für alle – Kunstkenner, Interessierte und welche die noch überzeugt werden müssen – zugänglicher werden. Denn nach wie vor bleibt vieles sehr erklärungsbedürftig, unnötig komplex und ein sprachliches Labyrinth aus nahezu verstörenden Kunstworten.
Trotzdem ist die Kunstschau einen Besuch wert. Schon alleine, um sich eine eigene Meinung zu bilden.
Fotos von der Documenta14
Fotos: Henning Stein, eveosblog
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