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Nachhaltige Events – Praxisbeispiel Teil 6: Kommunikation & Soziales im Rahmen der Karma-Konsum Konferenz

Von Katharina Stein 8.12.2015 ~8 Minuten Lesezeit

Unsere beiden letzten Teilbereiche einer nachhaltigen Veranstaltung könnten gegensätzlicher nicht sein: Kommunikation und Soziales. Denn die Kommunikation nachhaltiger Maßnahmen wird fast nie vergessen, sie steht bedauerlicherweise nicht selten sogar ganz vorne in der Prioritätenliste. Echtes Engagement im Bereich Soziales steht dagegen häufig ganz hinten – von öffentlichkeitswirksamen und „kompensierenden“ Spendenaktionen mal abgesehen. Trotzdem haben beide Themen etwas gemeinsam, ihre Bandbreite an Maßnahmen und Möglichkeiten wird häufig unterschätzt.


Dies ist der 6. Teil einer Artikelreihe! » Alle Artikel im Überblick / » Fotos von der Karma-Konsum Konferenz 2014


Kommunikation

Die eigenen nachhaltigen Bemühungen und Maßnahmen zu kommunizieren, ist wichtig! Sowohl aus marktorientierten Motiven (für einen USP), managementorientierten Gründen (für einen internen Überblick und Motivation) als auch aus öffentlichkeitsorientierten Motiven (für mehr Glaubwürdigkeit und Vertrauen).

Darüber hinaus sind Veranstalter Vorbilder und Multiplikatoren. Es ist wichtig, Menschen so oft wie möglich darauf aufmerksam zu machen, dass immer mehr Menschen und Firmen etwas unternehmen. So wird der individuelle Blickwinkel sensibilisiert und ein Umdenken angeregt. Neben allgemeiner Kommunikation können auch ganz konkrete Vorbehalte entkräftet werden – z.B. kann man beweisen, dass vegetarisches oder veganes Catering sehr lecker und absolut ausreichend sein kann! Die Kommunikation sollte daher sowohl die Gäste vor Ort als auch Außenstehende einschließen – Infos sollten vor, auf und nach dem Event bedacht werden.

Ehrlichkeit und Transparenz sind zwei ganz zentrale Punkte in der Nachhaltigkeitskommunikation! Nur die positiven Punkte ohne Details aufzulisten, lässt Spielraum für Greenwashing-Befürchtungen. In der Kommunikation sollte man daher detailreich und selbstkritisch sein. Wie weitreichend sind die Maßnahmen, wo haben wir noch keine Lösung gefunden, welche Punkte sind noch offen, welche konkreten Pläne stehen an? Davor braucht niemand Angst zu haben – damit gesteht man keineswegs ein, irgendwas nicht geschafft zu haben. Denn Nachhaltigkeit ist nichts, was man irgendwann „geschafft“ hat. Es ist eine stetige Entwicklung – und dieses Bewusstsein muss gleichfalls vorhanden sein sowie kommuniziert werden. Zudem nimmt man vielen Kritikern den Wind aus den Segeln, wenn man zeigt, dass man sich der Lücken bewusst ist, und sie angehen wird.

Dass solche Berichte nicht nur aus Textwüsten bestehen müssen und neben einer interessant aufbereiteten Dokumentation auch praktische Hilfestellungen für andere Veranstalter sein können, beweisen u.a. die Nachhaltigkeits-Infos der Malzfabrik. Andere Ideen können auch Blogartikel sein, in denen Mitarbeiter von den Entwicklungen, der Umsetzung und den Hürden einzelner Maßnahmen erzählen, Fotos mit Backstage-Einblicken, die speziell diesen Teil der Veranstaltung beleuchten usw.

Weitere Tipps für gute Nachhaltigkeitskommunikation, Infos über Nachhaltigkeitsberichte und ein Interview zum Thema.

Kommunikation der Maßnahmen der Karma-Konsum Konferenz 2014:

  • Pressemitteilungen (Tue Gutes und rede darüber)
  • Kommunikation auf Einladung/ Ticket/ Programm (Abbildung der nachhaltigen Maßnahmen)
  • Einbindung des Themas Nachhaltigkeit in die Live-Kommunikation: Integration in Moderation, eine Auswahl der Maßnahmen befindet sich im Programmheft, auf dem Screen am Karma-Konsum Infostand inkl. Bitte um Feedback der Teilnehmer, wenn sie weitere Ideen haben
  • Dokumentation der Einsparungen (Ökonomie + Ökologie, CO2 Fussabdruck uvm.)
  • Da die Karma-Konsum Konferenz auch inhaltlich Nachhaltigkeit thematisiert, kann man in diesem Fall auch folgende Maßnahmen zur Kommunikation zählen:
    Für die Online-Community werden vorab Podcasts mit Sprecher-Interviews und digitalen Abstracts zur Verfügung gestellt, nach der Konferenz Videos der Vorträge sowie das „Visual Recording“ – ein Bildprotokoll der Vorträge.

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Soziales

Die soziale Seite der Nachhaltigkeit ist vermutlich sowohl in der Eventbranche als auch in anderen Branchen der am meisten vernachlässigte Aspekt. Lange und stressige Arbeitszeiten, schwierige Bezahlung und Verpflegung, Preisdumping usw. – im Rahmen vieler Events keine Seltenheit. Unsere durch Rationalisierung geprägte Wirtschaft und Gesellschaft lässt dies als normal, manchmal sogar als anstrebenswert erscheinen, möglichst viel für möglichst wenig rauszuholen. Doch damit bewusst zu brechen, auch das gehört zu einem möglichst nachhaltigem Event: alle Beteiligten sollten möglichst fair, freundlich und sozialverträglich behandelt werden! Ob sie es einfordern oder nicht – das ist eine Frage der eigenen Einstellung.

Darauf sollte man sowohl im eigenen Betrieb, bei den eigenen Mitarbeitern als auch bei allen Gewerken, Dienstleistern und Helfern achten. Auch Gäste kann man fair behandeln, z.B. mit einem angemessenen Ticketpreis oder Angeboten für Menschen mit Behinderung. Selbst Außenstehende wie die Nachbarschaft der Location gehören zum Thema Soziales – hier kann man u.a. den Lärm bewusst in Grenzen halten oder darauf achten, dass Dienstleister nicht alle öffentlichen Parkplätze blockieren.


Inklusion, die bereits kurz angesprochen wurde, ist ein ebenfalls wichtiges soziales und in der Öffentlichkeit immer stärker wahrgenommeneres Thema. 2011 wurde geschätzt, dass etwa 10% der Bevölkerung schwerbehindert sind. Die Notwendigkeit ist Dir trotzdem noch nicht begegnet? Da stellt sich die Frage, ob tatsächlich unter Deinen (potentiellen) Besuchern keine Menschen mit Behinderungen sind, oder ob betroffene Menschen nicht eher auf solche Events bewusst verzichten, weil ihnen kein entsprechendes Angebot zur Verfügung steht? Daher solltest Du Dich informieren (beim Auftraggeber oder unter der Event-Community), ob nicht doch Bedarf da ist.
Der erste Schritt besteht in jedem Fall daraus den problemlosen Zugang für gehbehinderte Menschen sicher zu stellen. Sie gehören zu den häufigsten Einschränkungen. Jedoch sollten auch seh- und hörbehinderte Menschen bedacht werden. Gerade für Konferenzen gibt es mittlerweile gute und unkomplizierte Lösungen: Dolmetscher für Gebärdensprache oder technische Hilfsmittel.

Weitere Infos & Checklisten zum Thema Barrierefreiheit bei Veranstaltungen
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Natürlich ist jedem von uns bewusst, dass eine Firma ökonomisch handlungsfähig bleiben muss. Trotzdem kann und sollte sich jeder fragen, wie gut und gesund er z.B. seine Mitarbeiter während der Auf- und Abbauzeit verpflegt, zu welchen Uhrzeiten und wie lange sie arbeiten müssen, wie Dienstleister ihre Mitarbeiter behandeln und ob das Gehalt im Rahmen des Machbaren wirklich fair ist!

Hin und wieder an ein soziales Projekt zu spenden und den Rest des Jahres Mitarbeiter und Dienstleister unter ständigem Druck arbeiten zu lassen, Löhne möglichst gering und Arbeitszeiten hoch zu halten, hat herzlich wenig mit Nachhaltigkeit oder sozialer Verantwortung zu tun! Da sollten wir uns selbst gegenüber ehrlich genug sein!

Soziale Maßnahmen der Karma-Konsum Konferenz 2014:

  • Fairer Umgang mit Dienstleistern und Partnern:
    Offene Kommunikation, kein Preisdumping sondern gemeinsam offen über das Budget reden: Was haben wir, was ist damit möglich? Wo sind die Unwägbarkeiten und wie können wir das gemeinsam absichern? Was brauchen die Partner, um sich wohl zu fühlen und einen guten Job zu machen (z.B. Pausenzeiten & Verpflegung für die Mitarbeiter vor Ort einplanen)? Was ist für die Partner wichtig, was für uns – wo können wir uns ggfs. gegenseitig unterstützen (Informationstausch, Nutzung von Synergien)?
  • Förderung von Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter (Konkret bei der Konferenz: die Arbeitszeiten der Helfer werden so geplant, dass sie die Hälfte aller Vorträge hören und sich aktiv in den Workshops einbringen können. Allgemein: Vermittlung von Kontakten in der Wissenschaft & Wirtschaft, Weitergabe von Ticketvergünstigungen und Literatur)
  • Faire Löhne
  • Angemessene Verpflegung der Mitarbeiter
  • Schulung der Mitarbeiter zum Thema Nachhaltigkeit (das passiert während des gemeinsamen Arbeitens mit kleinen Exkursen, Erklärungen, Diskussionen, Filme schauen, Besuch von Partnern)
  • Gender Mainstream (Gleichbehandlung von Mann und Frau)
  • Maßnahmen für gehbehinderte Personen (Location ist mit einer Rampe im Außenbereich zugänglich, ein Sicherheitsmann am Eingang macht die Benutzung der sonst fest installierten, hinderlichen Drehkreuze überflüssig, alle Ebenen sind über Aufzug erreichbar, es gibt Behinderten-WCs, es gibt ausreichend Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen),(Inhaltlich taucht Inklusion immer wieder mal bei der Konferenz und dem Gründerpreis auf)
  • Information der Anwohner über ggf. anfallenden Lärm
  • Auf-/Abbau außerhalb der Nachtzeiten (22-7 Uhr)
  • Familienfreundliche Arbeitszeiten – Teilzeitarbeit möglich
  • Helfer werden bei der Anfahrt unterstützt (Online-Community für Austausch und Hilfe)
  • Unterstützung eines sozialen Projektes:
    2014 unterstütze die Karma-Konsum Konferenz das Projekt „Frankfurt Teilt“: Spende von 50% der Eintrittsgelder des Vortrags von Christoph im Rahmen der CityEvents. Hier war laut Veranstalter eigentlich noch mehr geplant, leider ist das im Projektverlauf gekippt
  • Kompensation der anfallenden CO2 Emissionen:
    Nach der Konferenz werden die nicht vermeidbaren, entstandenen Emissionen berechnet, sobald ermittelt wurde, in welchem Umfang sie entstanden sind (u.a. wer von wo und mit welchem Verkehrsmittel angereist ist). 2014 arbeiteten die Veranstalter mit myclimate zusammen: „Wir werden die anfallenden Treibhausgasemissionen über unser Gold Standard Klimaschutzprojekt ‚Biogasanlagen in Indien‘ ausgleichen. Eine Kleinbiogasanlage spart pro Jahr 5t CO2e ein. Das heißt, bei angenommenen ca. 50t CO2e werden wir 2 Kleinbiogasanlagen ermöglichen, die über einen Zeitraum von 5 Jahren diese 50t einsparen.“

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