Die Retail Messe EuroShop in Düsseldorf ist für Messedesigner eine wahre Fundgrube. Neben Messen wie der IAA oder IFA findet man hier eine enorm hohe Dichte an hochwertigen und kreativen Messeständen. Wir waren vor Ort, haben einige Fotos von der EuroShop 2014 mitgebracht, und fassen hier unsere persönlichen drei Messedesign-Highlights zusammen.
Bauen, Umwerfen, Neudenken – Messestand der D’art Design Gruppe
Der erste Messestand ist wohl nicht nur aus unserer Sicht ein Highlight: über die Eigendarstellung der D’art Design Gruppe habe ich nur Gutes gehört!
Von Außen überrascht der Stand erst mal mit wenig Einsichtmöglichkeiten und einem geradezu monumentalen Eindruck. Der Kontrast zu den zumeist sehr offenen Messeständen macht neugierig und lockt auf den Stand. Innen zeigt sich das Messedesign unter dem Motto „Undo“ wiederum als große, offene Spielfläche. In der Mitte befindet sich eine zentrale Arbeitsfläche mit unzähligen Bauklötzchen. Passend zum Motto sollen die Holzklötzchen die vielseitigen Kombinationsmöglichkeiten im Messedesign symbolisieren. Ein Teil ist mit Worten wie „Rethink“ oder „Reveal“ beschriftet.
Manche Besucher bauen aus den Klötzen Türme, nehmen einzelne Bausteine wieder weg oder werfen das ganze „Projekt“ wieder um. Andere stehen einfach nur am Rand der Arbeitsfläche, schauen sich um oder sitzen auf einer Bank und unterhalten sich. Sehr interessant zu beobachten wie das Verhalten der Menschen hier ganz anders ist als an anderen Ständen. Besucher konzentrieren sich nicht alleine auf Ausstellungsgegenstände, schlendern über den Stand und gehen zügig weiter – nein, sie scheinen sich wie auf einem öffentlichen Platz kurz „auszuruhen“, sich zu unterhalten, ein wenig zu spielen, eine Pause zu genießen. Ich nehme an, das hat zu einer verhältnismäßig langen Aufenthaltsdauer der Besucher geführt.
Nichtsdestotrotz gab es genug zu entdecken: so wurden die auffälligsten Holzklötzchen-Bauten fotografiert und in einem Gästebuch samt Kommentaren gesammelt. Hinter QR Codes an einer Wand konnte man mithilfe eines geliehenen iPads mehr über D’art Projekte erfahren. Natürlich informierten Mitarbeiter auch gerne an großen Bildschirmen detaillierter über die Arbeit der Neusser Messedesigner.
Ebenfalls vorbildlich: das Motto unter dem der EuroShop Auftritt stand – „Undo“ – wurde auch inhaltlich im Vorfeld aufgegriffen und kommuniziert. Mitarbeiter sprachen auf Facebook über ihre persönlichen „Undo“-Momente: Situationen in den sie Projekte oder Ideen nochmal überdacht, neu gedacht oder komplett über den Haufen geworfen und wieder ganz neu angegangen sind.
Anamorphose Überraschung – Messedesign von Holtmann
Ein Messestand der ganz anderen Art, aber genauso spannend, kommt aus dem Hause Holtmann. Die Messedesigner aus Langenhagen haben die Stilart der Anamorphose in einem Messestand wiedergegeben.
Das kleine Guckloch an der Außenwand des Standes lässt auf eine zweidimensionale Wand mit aufgemalten Bildern, einer Kommode und einer Blume blicken (siehe rechtes Bild). Doch wenn man den Stand seitlich betritt, sieht man, dass der Stand aus mehrere diagonal verlaufenden Wänden besteht und eben nicht aus der gesehenen flachen Wand. Das zuvor betrachtete Bild existiert innen nicht mehr. Die Grafiken sind auf den spitz zulaufenden Wänden perspektivisch verzerrt und ergeben nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel ein zusammenhängendes Bild. Diese perspektivische Täuschung ist Kern anamorphoser Darstellungen.
Die Videos und ein vorheriger Artikel über anamorphose Kunst von Georges Rousse könnten das Phänomen besser verdeutlichen.
Ein absolut überraschendes und spannendes Live-Erlebnis, jedoch im Sinne der PR schwer außerhalb des Standes wiederzugeben: in Wort und Bild. Jedoch sind die Menschen, die von Außen durch das Guckloch schauen, ein wundervolles „Big Picture“ :)
Klein, dunkel, gemütlich, sympathisch – Messestand des Atelier 522
Als drittes und nochmal ganz anderes Messestand-Highlight hat uns ein kleiner Stand des Atelier522, ein Büro für Strategie und Gestaltung, sehr gut gefallen. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern ist dies eine Variante für das kleinere Budget. Trotzdem nicht weniger anziehend, finden wir.
Wenn man um die Ecke kommt, zieht der ungewöhnlich dunkle Stand die Blicke auf sich. Die Rückwände sind mit schwarzen Vorhängen abgehangen. Die Mitarbeiter auf dem Stand sind fast nicht zu sehen. Lediglich der rustikale Holztisch in der Mitte ist punktuell beleuchtet. Die Projekte des Gestaltungsbüros sind auf Postkarten gedruckt und auf dem Tisch verteilt. Mich persönlich hat die gemütliche Bar- oder Kneipenatmosphäre, die der Tisch, die Postkarten und die Beleuchtung entstehen lassen, absolut angezogen. Ein an sich dezenter, aber trotzdem auffälliger Kontrast zu den anderen Messeständen.
Eine sympathische Art und Weise sich als nahbares Kreativ-Büro darzustellen, das sich in der Kommunikation von den teils beeindruckenden und dadurch gegebenenfalls etwas distanzierteren Ständen abhebt.
An dem dortigen Standort auf der Messe, wo viel Durchgangsverkehr war, und auf der eher kleinen Standfläche, besteht zwar durchaus die Gefahr, dass Menschen kurz schauen und schnell wieder gehen. Aber sofern sie ein oder zwei der schön gestalteten Postkarten mitnehmen, wird er vielleicht sein Ziel voll und ganz erreicht haben. Wir wünschen es dem netten Team von Atelier522!
Foto: atelier 522
» Weitere Messestände und Fotos von der EuroShop 2014
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