Gerade recht alltägliche Produkte aus Handwerk und Industrie können die größten Herausforderungen für Events sein. Da gilt es aus einem sehr begrenzten Budget, vielleicht einem recht unemotionalen und schon oft gesehenen Produkt etwas zu machen. Zudem ist der ausrichtende Betrieb womöglich eher klein und traditionell orientiert. Da sind kleine, günstige und klassische Event-Konzepte genau das Richtige. Da muss es nichts Spektakuläres sein! Wie solche Marketing-Veranstaltungen für kleinere Betriebe aus Industrie und Handwerk aussehen können, erklärt Wolf Rübner in diesem Teil der Reihe „Idee schlägt Budget“.
» Zu Teil 13 von „Idee schlägt Budget“: Eventmarketing Best Practice im Mittelstand
Folge 15: Handwerk – Wir halbieren Ihre Heizkosten
Das nächste Best Practice stammt aus dem Handwerk. Der Veranstaltungs-Typ ist einer der wichtigsten – es ging nämlich um eine Produktpräsentation. Ein Heizungsinstallations-Betrieb lud ein auf sein Betriebsgelände unter dem reißerischen Motto „Wir halbieren Ihre Heizkosten“. Das Thema „Energiekosten“ ist in aller Munde. Da fast 90% der Energie in deutschen Privathaushalten für Heizung und Warmwasserbereitung aufgewendet werden, erreicht man die maximale Energieeinsparung durch eine Modernisierung der Heizungsanlage. Dabei können und müssen Modernisierer sich zwischen einer großen Vielzahl von verschiedenen Heizungssystemen wie Gas- und Ölbrennwerttechnik, Pellet-Heizung, Solaranlage, Blockheizkraftwerk oder Wärmepumpe entscheiden.
Doch welche Systeme taugen etwas? Was kostet eine solche Heizungsmodernisierung? Welche staatlichen Zuschüsse kann man einplanen? Wie viel Geld spart mittel- und langfristig ein? Energieversorgung und Heizenergie stecken voller Brisanz und Zündstoff.
Die Zielgruppe der Hauseigentümer im Kreis Mettmann interessierte brennend, welche innovativen und preisgünstige Lösungen am Markt angeboten werden. Ein beratungs-starker Installationsbetrieb erkannte darin seine Chance. Und zwar auf dem Höhepunkt der Heizölpreise! Der Leidensdruck von Besitzern alter Ölheizungen war sehr hoch. Die Strategie lautete: Lautstark verkünden, dass man eine Lösung hat.
Die integrierte Kommunikation setzte auf Pressearbeit, Außenwerbung, Beilage in der Tageszeitung und als Höhepunkt – eine Informationsveranstaltung.
Das Programm bestand aus einem Fachvortrag über den Einsatz moderner Brennwerttechnik, von Solaranlagen und Holzpellet-Heizungen, individueller Beratung, ein wenig Live-Musik, Kinderbetreuung und kostenlosen Getränken. Highlight war die technischen Vorführung von Solartechnik, was der Technikbegeisterung von kleinen und großen Kindern Rechnung trug. Wenig Event-Elemente eigentlich, aber eine Demonstration von Kompetenz des Unternehmens: von der Beratung über die Installation bis zur Hilfe im Subventions-Dschungel. Alle Mitarbeiter des Betriebes waren in der Gästebetreuung eingespannt. Interessenten wurden schnell herausgefiltert und mit Ihnen Besuchstermine vereinbart.
Was lernen wir hier? Die Integration, sprich Verzahnung der verschiedenen Kommunikationsinstrumente führt zu enormen Synergien!
Folge 16: Industrie – das wichtigste Event des Jahres
Vom Handwerk zur Industrie. Was ist das wichtigste Event des Jahres? Nein, nicht Weihnachten, sondern in diesem Fall eine internationale Key Account Konferenz. Der Gastgeber: der europäische Marktführer für Industriefertighallen. Die Gäste: Geschäftsführer von namhaften Weltunternehmen aller Branchen, allesamt Entscheider, in Begleitung Ihrer Lebenspartnerinnen. Eine kleine, aber feine Konferenz in Rom mit insgesamt 50 Personen.
Zwei Themenkomplexe standen auf der Tagesordnung, nämlich die kürzlich erfolgte Fusion mit dem gleichen Geschäftsbereich des schwedischen Mutterkonzerns und die Expansion nach Osteuropa und nach Russland. In dieser Situation entschloß man sich, zum allerersten Mal eine Veranstaltung für die Top-Kunden durchzuführen.
Die Kommunikationsziele der Key Account Konferenz waren erstens ein starkes Gefühl von Zusammengehörigkeit erzeugen – die gemeinsame „Expedition“ nach Russland. Zweitens der intensive Gedankenaustausch über Chancen und Risiken des russischen Marktes. Daher war eine Geschichte zu entwickeln, die eine innere Beteiligung schafft, die fesselt und natürlich ein Happy End hat. Es war eine Dramaturgie notwendig, die mit möglichst wenig „Frontalbeschallung“ auskam und möglichst viel Interaktion bot. Man musste die Kunden überzeugen, nicht überreden. Denn trotz allem Abwägen von Pro + Contra werden viele Entscheidungen mit „dem Bauch“ getroffen.
Von Veranstalterseite waren sehr viele Vorträge und Präsentationen geplant. Die galt es aufzulockern und ein wenig zu inszenieren. Die Lösung: Ein kurzes audio-visuelles Intro, eine Collage von Kundengebäuden aus den Herkunftsländern, gemischt mit architektonischen Wahrzeichen der Herkunftsländer. Unterlegt mit klassischer Musik. Jeder Vortrag, von eigenen Verantwortlichen wie von Externen, bekam einen einheitlichen Look and Feel: Die Powerpoint-Folien waren einheitlich gestaltet, der Vortrag wurde akustisch mit einem Jingle angekündigt.
Der zweite Konferenztag war als Podiumsdiskussion konzipiert. Mit einem Osteuropa-Experten und einer intensiven Interaktion zwischen Publikum und dem Podium. Dazu wurde ein sog. Live-TED benutzt. Damit können Meinungen und Stimmungsbilder im Publikum eingefangen werden. Das führt zu einer aktiven Einbeziehung der Teilnehmer, die sich wiederum in einem hohen Maße involviert fühlen. Das Publikum fühlt sich auf Augenhöhe mit den Protagonisten der Veranstaltung.
Das TED-System wird in Verbindung mit einem Video-Projektor eingesetzt. Eine Frage wird formuliert und fünf Antwortmöglichkeiten stehen zur Wahl. Per Tastendruck auf ein Gerät im Format einer TV-Fernbedienung entscheidet sich jeder Gast. Der Rechner wertet blitzschnell aus und zeigt in einer Balkengrafik das Ergebnis.
Es entstand ein intensiver Dialog über die Chancen und Risken von Investitionen in Russland. Ganz im Sinne des Veranstalters diskutierten die Teilnehmer auch untereinander.
Welche Erkenntnis ziehen wir aus diesem Event? Suchen Sie unbedingt den Dialog mit Ihren Gästen. Es gibt zahlreiche Interaktions-Formen.
*Quellen der Fotos: bulb, pound coins
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